Die globaLE 2018 fand vom 1. August bis zum 22. November statt. Außerhalb dieses Zeitraums fanden außerdem noch einige Sonderveranstaltungen in Kooperation mit befreundeten Initiativen statt.
Hier das Plakat von 2018 und der Programmflyer.
Machines
Dokumentarfilm, Regie: Rahul Jain, Indien / BRD / Finnland, 2016, 71 min., OmU. Im Rahmen der Fashion Revolution Week Leipzig/Halle 2018 zeigen wir den Film im Rahmen der MittwochsATTACken und diskutieren anschließend mit Syed Mostafa Jahangir aus Bangladesch.
Wenn wir uns ein neues Kleidungsstück anschaffen, schauen wir natürlich auch auf den Preis und möchten nicht „zuviel“ bezahlen. Zwar haben viele Konsumenten schon davon gehört, dass die Umwelt-, Sicherheits- und Sozialstandards der globalen Textilindustrie oft extrem niedrig sind. Was das in den Fabriken vor Ort in Bangladesch, Indien, Pakistan oder anderswo konkret bedeutet, können wir uns jedoch oft kaum vorstellen. Der Film „MACHINES“ zeigt eine dieser Fabriken und stellt Arbeiter/innen dar, die „tagtäglich in einer Umgebung arbeiten, leben und leiden, der sie nicht ohne Einheit entkommen können“. Eine Geschichte von Menschen und Maschinen, von Ungleichheit und Unterdrückung.
Eine riesige Textilfabrik in Gujarat, Indien: Hier wird produziert, was bei uns für wenig Geld über die Ladentheken von Bekleidungsgeschäften geht. Die Gänge in der Fabrik sind unübersichtlich, die Arbeit ist hart und unmenschlich. Die Industrialisierung, die im Gebiet Sachin unreguliert passierte, vergrößerte die Kluft zwischen dem Westen und den Entwicklungsländern: Bei uns wurden Arbeiter durch Gesetze geschützt, in Indien herrschten Arbeitsbedingungen wie in den ersten Fabriken der Menschheitsgeschichte. In “Machines” zeigt Regisseur Rahul Jain, dass sich nicht viel verbessert hat. Er zeigt tausende Arbeiter, die jeden Tag in derselben Umgebung schuften und leben. Einige der Ausgebeuteten interviewt er. Es wird klar: Wenn sie sich nicht zusammenschließen, werden sie Gefangene der kapitalistischen Maschine bleiben…
Attac Leipzig, der Eine Welt e.V. und das globalisierungskritische Leipziger Filmfestival zeigen den Film im Rahmen der “Fashion Revolution Week”.
Bomben für die Welt
BRD / 2017 / 43 min. Anschließend Input zu den aktuellen Aufrüstungsplänen der Bundesregierung und Diskussion.
“Solange das Kapital herrscht, werden Rüstungen und Krieg nicht aufhören.” (Rosa Luxemburg) – Die Bundesregierung hat für die kommenden Jahre ein immenses Aufrüstungsprogramm angekündigt. Die Aufrüstung und die Ausweitung der direkten Kriegsbeteiligungen durch die Bundeswehr in den vergangenen Jahren geht einher mit der Hochkonjunktur für deutsche Rüstungsproduzenten. Aber auch ohne die eigene Armee als Auftraggeber boomt das Geschäft mit dem Tod. Die Bundesrepublik Deutschland ist weltweit der drittgrößte Rüstungsexporteur von Kleinwaffen (Pistolen und Gewehre) und viertgrößter Rüstungsexporteur von Großwaffensystemen (Kriegsschiffe, Kampfflugzeuge und Kampfpanzer).
Im Anschluss an den Film wollen wir über aktuelle Entwicklungen informieren auf Aktivitäten der Friedensbewegung hinweisen und mit euch diskutieren.
Das Kongo Tribunal
Gemeinsame Veranstaltung von INKOTA, WEED, Attac und der GlobaLE. BRD, Schweiz / 2017 / 100 min / Milo Rau / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Dr. Claude Kabemba (Southern Africa Resource Watch).
Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Bodenschätzen. Doch profitiert die Bevölkerung bis heute nicht vom internationalen Rohstoffboom und dem Handel mit den Industrienationen. Weite Landstriche sind gezeichnet vom Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg in der Region der Großen Seen. Die Bevölkerung leidet unter den Folgen von Unsicherheit und schweren Menschenrechtsverletzungen.
Für das Kongo-Tribunal inszenierte der Schweizer Regisseur Milo Rau eine fiktive Gerichtsverhandlung, die Hintergründe aufzeigen möchte. In Bukavu kommen Akteure zusammen, die im Theater- Prozess vom Schicksal und den Erfahrungen ihrer Generation berichten. Zusammenhänge werden sichtbar, zwischen Rohstoffreichtum, Aktivitäten internationaler Konzerne in Afrika und den Schwierigkeiten welchen sich die kongolesische Bevölkerung heute gegenübersieht, eine demokratische Gesellschaft aufzubauen. Minenarbeiter, Dorfbewohner, Opfer von Vertreibungen, lokale Politiker führen uns den Preis unseres digitalen Wohlstandes vor Augen.
Im anschließenden Gespräch wird Dr. Claude Kabemba aus afrikanischer Perspektive der Frage nach Ressourcengerechtigkeit nachgehen: Was bedeutet die steigende Nachfrage nach Rohstoffen aus der DRC im Zuge der Digitalisierung und des Ausbaus von Elektromobilität für globale Ressourcengerechtigkeit? Wie können Menschenrechte und Umweltschutz beim Rohstoffhandel an erste Stelle rücken? Wie kann größere Teilhabe der lokalen Bevölkerung an Rohstoffvorkommen geschaffen werden?
Dr. Kabemba ist Direktor von Southern Africa Resource Watch (SARW). Er forscht zur politischen Ökonomie Subsahara-Afrikas. Im Fokus seiner Arbeit stehen Demokratisierung und Governance, sowie Governance natürlicher Ressourcen, zivilgesellschaftliche Partizipation und Sozialpolitik.
Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defence
Schweden / 2014 / 89 min / Göran Olsson / original mit UT. Anschließend Diskussion.
Auf der Grundlage von Frantz Fanons berühmtem Buch “Die Verdammten dieser Erde“ erzählt der Film von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führen sollten. Erneut konzentriert sich Olsson dabei auf Archivmaterial, das schwedische Dokumentarfilmer und Fernsehjournalisten zwischen 1966 und 1984 in Afrika aufgenommen haben. Aufnahmen von der Befreiungsbewegung in Angola, der Frelimo in Mozambique und dem Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau werden dokumentarische Bilder von schwedischen Missionaren in Tansania und einem Streik in einer schwedischen Mine in Liberia gegenübergestellt.
Die Musikerin Lauryn Hill erweckt die polarisierenden Texte Fanons zum Leben, die das Bildmaterial strukturieren und kommentieren. Ein Blick auf heutige Konflikte, die entlang der alten Kolonialgrenzen schwelen, zeigt, dass Afrika auch über 50 Jahre nach Fanons Tod die Folgen der jahrhundertelangen europäischen Raubzüge und Interventionen noch lange nicht überwunden hat.
Burkinabè Rising – The Art Of Resistance In Burkina Faso
Dokumentarfilm, Regie: Iara Lee, Burkina Faso, 2018, 71 min., OmU. Anschließend Diskussion mit Eric Wendpanga Segueda (Goethe Universität Frankfurt a.M.) und Prof. Dr. Bettina Engels (FU Berlin). In Kooperation mit dem Institut für Afrikastudien der Universität Leipzig im Rahmen der internationalen Tagung des Vereins für Afrikawissenschaften Deutschlands (VAD e.V.).
Auf dem afrikanischen Kontinent finden derzeit tiefgreifende soziopolitische Wandlungsprozesse statt. Soziale Bewegungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie entstehen oft spontan und fordern mit hoher Vehemenz politische Veränderung. Doch welches Potential zur Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse haben diese Bewegungen und können sie politische Systeme verändern? Inwiefern können Wissenschaft und Forschung diese Phänomene aufgreifen? In Kurzfilmen in OmU-Version sowie einem längeren Dokumentarfilm werden vielschichtige Einblicke in aktuelle Veränderungen auf dem afrikanischen Kontinent gezeigt.
Der Dokumentarfilm zeigt kreativen, gewaltlosen Widerstand in Burkina Faso. Burkina Faso, ein kleines Binnenland in Westafrika, beheimatet eine lebendige Gemeinschaft von Künstlern und engagierten Bürgern, die ein Beispiel für die Art von politischer Veränderung sind, die erreicht werden kann, wenn Menschen zusammenkommen. Es ist eine Inspiration, nicht nur für den Rest von Afrika, sondern auch für den Rest der Welt.
Mit Musik, Film, Ökologie, bildender Kunst und Architektur setzen die Menschen in diesem Film den revolutionären Geist von Thomas Sankara fort. Nach der Übernahme der Präsidentschaft im Jahr 1983 wurde Sankara 1987 bei einem Staatsstreich von seinem Freund und engen Berater Blaise Compaoré ermordet, der das Land siebenundzwanzig Jahre lang als Autokrat regierte. Im Oktober 2014 führte ein massiver Volksaufstand zu seiner Absetzung. Heute ist der Geist des Widerstands in Burkina Faso stärker denn je.
System Error – Wie endet der Kapitalismus?
BRD 2018 / 92 min / Florian Opitz / dt. Im Anschluss Diskussion mit Gästen.
Vor hundertfünfzig Jahren hat Karl Marx schon vorhergesagt, dass der Kapitalismus irgendwann alle Lebensbereiche bestimmen wird. Heute ist es der Regisseur Florian Opitz (bekannt u.a. für “Der große Ausverkauf”) der Marx und anderen wachstumskritischen Theorien nachspürt. Er versucht zu entlarven, warum wir trotz Klimawandel und Umweltzerstörung, trotz schwindender Gletscher und Regenwälder, trotz einer endlichen Natur samt endlicher Ressourcen, immer weiter wachsen müssen. Warum nehmen wir alle – als Beschäftigte, Anleger oder Konsumenten – an einem selbstzerstörerischen System teil? Hierzu interviewt Opitz Kenner, Verteidiger und Kritiker des Kapitalismus, unter anderem: Anthony Scaramucci, Hedgefonds-Manager und ehemaliger Trump-Berater; Eric Chen, Chef von Airbus in China; Markus Kerber, ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Deutschen Industrie; Carlos Capeletti, der größte Hühnerproduzent Brasiliens; oder auch Tim Jackson, weltbekannter Ökonom und Wachstumskritiker (Autor von “Wohlstand ohne Wachstum”). Der Dokumentarfilm zeigt schmelzende Gletscher, verschmutzte Weltmeere sowie die Finanzmärkte kurz vor dem Kollaps. Außerdem spektakuläre Bilder, wie Wachstum weiterhin unseren Geist blendet.
Es ist verrückt: Wir sehen die schwindenden Regenwälder und Gletscher, wissen um die Endlichkeit der Natur und sind dennoch wie besessen vom kapitalistischen Wirtschaftswachstum. Warum treiben wir das Wachstum immer weiter, obwohl wir wissen, dass man auf unserem endlichen Planeten nicht unendlich wachsen kann? Der Film sucht Antworten auf diesen großen Widerspruch unserer Zeit und macht begreifbar, warum trotzdem alles so weiter geht wie gehabt.
Le point de vue du lion – Der Standpunkt des Löwen
Senegal / 2011 / 78 min / Didier Awadi / frz.m.dt.UT Im Anschluss Diskussion mit Eric Wendpanga Segueda (Goethe Universität Frankfurt a.M.).
“50 Jahre Unabhängigkeit. Man hat uns Glück und Wohlstand versprochen. Heutzutage steigen junge Afrikaner in einfache Holzboote, durchqueren die Wüste und das Meer in Richtung Eldorado.” Warum? Was sind die tieferen Gründe? Und wie konnte es soweit kommen? Dies waren die Ausgangsfragen von Regisseur und HipHop-Star Didier Awadi. Über mehrere Jahre hinweg interviewte er Ex-Präsidenten und Ministerinnen, hohe UN-Beamte, Schriftstellerinnen, Künstler, Historikerinnen, Aktivistinnen und einfache Migrantinnen und Geflüchtete. 44 Personen, die die Situation ihres Kontinents analysieren – und dabei kein Blatt vor den Mund nehmen. Ergebnis ist ein dezidiert pan-afrikanischer, gewollt subjektiver und revolutionärer Dokumentarfilm. “Die afrikanische Politik wird von außen bestimmt, nicht von den Afrikanern selbst. Sie sollten ausdrücken dürfen, was sie denken über die aktuelle Politik, die Kolonisation, die De-Kolonisierung, die ausländischen Militärbasen auf ihrem Territorium, die immer noch benutzte koloniale Währung, die Migrationsfragen. Wir empfangen die ganze Welt bei uns, aber uns will man nirgends empfangen. Das ist eine Heuchelei, die man anprangern und gegen die man ankämpfen muss.” (Didier Awadi im Gespräch mit Olivier Barlet, Africultures)
Ich, Daniel Blake
Großbritannien 2016 / 100 min / Ken Loach / Spielfilm, original mit dt. UT. Vorab gibt’s lecker essen ab ca. 19 Uhr.
Daniel Blake ist ein geradliniger Durchschnittsengländer, der seine Steuern zahlt und das Leben so nimmt, wie es kommt. Doch eines Tages macht ihm seine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung, und er ist auf staatliche Hilfe angewiesen. Auf dem Amt kreuzt sich sein Weg mit der alleinerziehenden Mutter Katie und ihren beiden Kindern. Sie raufen sich zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen und erfahren neben den ständigen Seitenhieben der Behörden auch viel Solidarität – von ehemaligen Kollegen, von ehrenamtlichen Helfern der Tafel, sogar von Daniels schrägem Nachbar.
Doch die bürokratischen Klippen des sogenannten Sozialstaates sind tückisch. Da wird Ohnmacht zur Wut – und so leicht geben Daniel und Katie ihre Träume und Hoffnungen nicht auf…
Alles Gut
BRD 2016 / 95 min / Pia Lenz. dt u. mit dt UT Im Anschluss Diskussion u.a. mit Nasser Hamad (Kontaktstelle Wohnen).
Djaner ist acht Jahre alt. Mit Mutter und Bruder kommt der Roma-Junge im Herbst 2015 aus Mazedonien in die Bundesrepublik. In Hamburg darf er zur Schule gehen, Deutsch lernen. Seine Klassenlehrerin, die Mitschüler und ihre Eltern helfen ihm. Er will dazugehören. Aber was wird aus Djaner, als die Familie von der Abschiebung bedroht ist und sich vor der Polizei verstecken muss? Für Adel, den Vater der elfjährigen Ghofran, geht ein Traum in Erfüllung, als seine Frau und die vier Kinder endlich aus Syrien nachkommen. Nun warten die großen Herausforderungen des wirklichen Ankommens auf die Familie: Adel muss eine Wohnung für alle finden. Ghofran trifft in ihrer neuen Schule auf Mädchen, die alles dürfen: Fahrradfahren, sich schminken – neue Möglichkeiten, die das junge Mädchen zunächst strikt ablehnt. Sie will akzeptiert werden, ohne die eigene Identität zu verlieren. Am Beispiel der beiden Kinder und ihrer Familien erzählt der Film von den kleinen und den großen Hürden, die vor Geflüchteten liegen, wenn sie in der Bundesrepublik leben möchten. Der Film nähert sich den entscheidenden Konflikten, die es zu lösen gilt, damit Integration funktionieren kann.
El Viaje
Chile, BRD 2016 / 93 min / Nahuel Lopez / span.u.dt. mit dt.UT. Im Anschluss Diskussion mit Florian Kirchler.
Im Film reist Rodrigo Gonzalez, Bassist der deutschen Punkrock-Band “Die Ärzte”, nach Chile, auf den Spuren der Musik seiner Kindheit.
1974 floh er als Sechsjähriger mit seiner Familie vor der Militärdiktatur Augusto Pinochets nach Hamburg. Die Protestmusik der „Nueva Cancion Chilena“, die Rods Kindheit auch in der Bundesrepublik weiter prägte, wurde zum Soundtrack einer ganzen Generation, die für Menschenrechte und gegen die Diktatur in Chile auf die Straßen ging.
Heute – ein halbes Leben später – kehrt Rod zurück in seine Heimat, vor allem aber auch zu seinen musikalischen Wurzeln. Sein Ziel ist es, ein Album mit den chilenischen Protestsängern der sechziger und siebziger Jahre und deren musikalischen Erben von heute aufzunehmen. Mit den Musikern Macha der Band Chico Trujillo, Alonso Nuñez, Camila Moreno, Eduardo Carasco, Eduardo Yañez, Mauricio Castillo “Chinoy”, Gaston Avila u.m.
Dwaal Net Rond – The Forgotten
Namibia, BRD / 2014 / 66 min / Thorsten Schütte / original mit engl. UT. Im Anschluss Diskussion mit Kathleen Rahn (AG Postkolonial). Vorab gibt es ab 19 Uhr lecker essen.
Der Film zeichnet ein aktuelles Bild der Lebensumstände arbeitsloser Landarbeiter in Namibia und zeigt einerseits auf, welcher Anspruch überhaupt auf Sozialleistungen nach namibischem Gesetz besteht und bezeugt andererseits, dass gerade aufgrund der prekären Situation, in der sich eine Vielzahl von Farmarbeitern befinden, oftmals Wissen und Zugang fehlen, um die eigenen Rechte vor dem Gesetz geltend zu machen.
Der Film begleitet den alltäglichen Überlebenskampf von Immanuel Xuagub, einem mittellosen Landarbeiter in Namibia. Immanuel hat nach einem Arbeitsunfall seine Stelle verloren und somit auch jegliche finanzielle Absicherung. Seitdem versucht er, sich und seine Familie aus dem Strudel ausgrenzender Armut zu befreien, und macht sich auf den Weg, um ihm zustehende staatliche Hilfeleistungen zu beantragen. Viele kennen das sicherlich: Rechte zu besitzen, ist das eine, Recht zu bekommen, das andere. Genau hier setzt der Film an. Der Film begleitet Immanuel auf seinem Weg durch den Behördendschungel. Sein Ansinnen ist ganz konkret: Wo stellt man einen Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente? Wie bekomme ich Unterstützung, damit meine Kinder in der Schule bleiben und im Wohnheim wohnen können? An welche Stelle muss ich mich wenden, um Wohnraum für mich und meine Familie zu erhalten? Wie geht man vor? Die Situationen sind allesamt alltäglich, die Fragestellung mitunter simpel und doch gleichsam komplex.
Die Bildsprache ist eindrücklich. Oft quälend langsam bewegt sich das Auge des Betrachtenden. Ebenso schleppend mahlen die Mühlen der Behörden und weiten nur langsam die Perspektive für Immanuel, dass es eigentlich staatliche Wege aus seiner mittellosen Situation gibt – wenn auch nur schwer sichtbar und noch immer zu wenige.
Viacrucis Migrante – Kreuzweg der Migrant_innen
BRD, Mexiko 2016 / 61 min / Hauke Lorenz / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Hauke Lorenz und Gerardo Lerma Hernandez.
“Viacrucis Migrante” ist ein Dokumentarfilm über Männer, Frauen und Kinder, die vor den existenziell bedrohlichen Verhältnissen in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala Richtung Norden fliehen. Sie begeben sich auf eine lebensgefährliche Reise mit ungewissem Ausgang. Kurz hinter der südmexikanischen Grenze finden sie eine Herberge mit Menschen, die ihnen dabei helfen wollen, das Martyrium der mindestens 1.700 Kilometer langen Reise Richtung USA zu überstehen.
“Migrieren ist ein Recht und kein Verbrechen”, sagt Alberto aus Honduras. Er ist mit zwei Freunden zu Fuß nur mit einem Rucksack über der Schulter auf dem Weg in die USA. Der Filmemacher Hauke Lorenz trifft die drei Geflüchtete in Mexiko zufällig auf der Straße und begleitet sie zu ihrem ersten Ziel hinter der Grenze: Die “La72”, eine spezielle Herberge nur für Migrant_innen und Geflüchtete in der kleinen Stadt Tenosique. Jedes Jahr am Karfreitag brechen einige von ihnen von dort aus auf, um die letzte Teilstrecke durch Mexiko gemeinsam zu gehen.Die Herberge wird von einem Franziskanerorden betrieben. Doch auch an diesem sicheren Ort kommen die Migrant_innen nicht zur Ruhe. Sie treffen auf Leidensgenossen, die ebenfalls Abschiebungen, Überfälle, sexuelle Gewalt und Angriffe erlebt haben.
Wir sind hier – Vorhang auf für Gaza
Palästin. Gebiete, BRD / 2016 / 56 min / Sabrina Dittus / o.m.dt.UT., Im Anschluss Diskussion u.a. mit der Filmemacherin Sabrina Dittus.
Nach den ersten israelischen Angriffen auf Gaza 2008/2009 schrieben 33 Teenager in Gaza ihre Erfahrungen und Erlebnisse während des Krieges nieder. Das Projekt, initiiert vom ASHTAR-Theater (Ramallah), mündete in ein Theaterstück mit dem Titel „Die Gaza Monologe“. Bis heute wurde es in über 80 Städten in 40 Ländern aufgeführt, auch im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York. Da der Gazastreifen seit 2006 abgeriegelt ist, konnten die meisten dieser Aufführungen nicht von den Verfassern der Monologe aus Gaza selbst bestritten werden. Während diese in Gaza festsassen, sprang ein Ensemble des ASHTAR-Theaters aus Ramallah für sie ein.
Im Jahr 2016 – nach zwei weiteren Kriegen in Gaza (2012 und 2014) – erreicht die jungen Theaterleute in Gaza eine weitere und ganz besondere Einladung: Sie sollen ihre Monologe in Ramallah im Westjordanland aufführen, bei einem internationalen Jugendfestival. Für sie alle wäre es das allererste Mal, den anderen Teil ihres Heimatlandes besuchen zu dürfen,anderthalb Stunden Fahrt von Gaza entfernt. Ein Traum würde wahr werden. Ob sie fahren dürfen oder nicht, hängt davon ab, ob die israelische Besatzungsbehörde ihnen dieses Mal eine Reisegenehmigung erteilt oder nicht.
Der Film begleitet sieben beeindruckende junge Schauspielerinnen und Schauspieler während der Zeit des Wartens, des Probens, des Bangens und Hoffens. Und wir erfahren, was es bedeutet, als junger Mensch in Gaza zu leben, unter Besatzung, Abriegelung und mit drei Kriegen in fünf Jahren. Aber die jungen Menschen sprechen auch über die schönen Dinge in Gaza: über die Bedeutung von Theater und Kunst, über Freundschaft und über Liebe.
Transilvania Mea – Von Gewinnern und Verlierern
Rumänien, BRD / 2017 / 85 min / Fabian Daub / dt. und rumän. mit dt. UT Anschließend Diskussion mit Fabian Daub.
Der Dokumentarfilm zeichnet ein differenziertes Bild der südosteuropäischen Lebenswirklichkeiten im Spannungsfeld der wirtschaftlichen Entwicklungen nach dem Ende der sozialistischen Systeme. Der Film beschäftigt sich mit aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Fragestellungen im heutigen Rumänien und setzt diese in Beziehung zur Bundesrepublik und zur EU.
Die Europäische Union ist eine Wohlstandsinsel in unserer globalisierten Welt. Doch ist sie kein homogenes Gebilde, sondern von erheblichen Ungleichheiten zwischen ihren Mitgliedsländern und Regionen geprägt. Es herrscht ein starkes Wohlstandgefälle. Viele zweifeln mittlerweile an der Subventions- und Wirtschaftspolitik der EU. Exemplarisch für diese Entwicklungen steht der Vielvölkerstaat Rumänien. Um die Jahrtausendwende kämpfte sich das größte Land auf dem Balkan aus der Rezession und trat 2007 der EU bei. Die Entwicklung eines Mittelstandes und der Kampf gegen die weit verbreitete Armut blieben dabei aber auf der Strecke. Stattdessen dominiert heute eine massive soziale Ungerechtigkeit.
Durch den Zusammenbruch des kommunistischen Systems ist die alte Ordnung zerfallen. Der schlagartige Wertewandel und die neu gewonnene Freiheit im postkommunistischen Rumänien treiben einen Keil in die Gesellschaft. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter. Inzwischen zählt Rumänien zu den ärmsten Ländern der EU. Mehr als viereinhalb Millionen Menschen, ein Fünftel der Bevölkerung, leben unter der Armutsgrenze. Doch nicht nur die Armen wandern ab, sondern auch die gut ausgebildeten Fachkräfte.
Modern Times
USA / 1936 / 87 min / Charlie Chaplin. Im Rahmen des Kolonnadenstraßenfests. Außerdem gibt’s wieder lecker essen.
Unter den vielen Filmen des weltbekannten Komikers Charlie Chaplin ist Modern Times eines seiner Meisterwerke. In dem bahnbrechenden, zeitlosen Stück zeigt Chaplin wie ein ehemaliger Fabrikarbeiter als Landstreicher zur Zeit der Großen Depression in Amerika in der modernen, industrialisierten Welt, um sein Überleben kämpfen muss. Detailliert und mit absurdem Humor stellt Chaplin dar, wie der Protagonist als Fabrikarbeiter einem Beschleunigungswahn unterworfen wird, dem dieser nur durch einen mentalen Zusammenbruch entkommen kann. Nach einem anschließenden ersten Gefängnisaufenthalt stößt er mit einer obdachlosen Frau zusammen, die gerade auf der Flucht vor der Polizei ist, weil sie etwas zu essen gestohlen hatte. Der Protagonist landet abermals im Kittchen. Auch wenig später nach seiner wiederholten Freilassung hat er kein Glück und wird während eines Streiks erneut eingebuchtet. Letztendlich landet er als Sänger und Kellern in einem Lokal, in dem auch die obdachlose Frau als Tänzerin arbeitet. Wird es ihm diesmal gelingen durchzuhalten? Oder landet er wieder hinter Gitter?
Die Schlacht um Chile – Aufstand der Bourgeoisie
Chile, Kuba, Frankreich / 1975/ 90 min / Patricio Guzmán / span.u. dt. mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Gästen.
In seiner dreiteiligen Dokumentation zeichnet Patricio Guzmán die Endphase der Regierungszeit von Salvador Allende nach. Der Film besteht nicht aus Archivmaterial, Guzmán und sein Team drehten kontinuierlich zwischen 1972 und 1979.
Chiles bedeutendstem Dokumentarfilmer gelang es, das Rohmaterial ins kubanische Exil zu retten und dort sein monumentales Zeugnis des “Kampfes eines unbewaffneten Volkes” – so der Untertitel des Films – zu gestalten. In Chile unterliegt Die Schlacht um Chile der Zensur und wurde nie vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlt.
Teil I: Aufstand der Bourgeoisie
Allende beginnt seine Präsidentschaft mit tiefgreifenden sozialen und politischen Reformen. Die Unidad Popular stößt dabei vom ersten Tag an auf den militanten Widerstand der Rechten. Doch die Zustimmung des Volks wächst. Bei der Wahl im März 1973 gewinnt die Unidad Popular mit weitem Abstand. Für die USA und die chilenische Rechte ist dies das Startzeichen, um den Militärputsch vorzubereiten.
Iuventa – Seenotrettung – Ein Akt der Menschlichkeit
Italien, BRD 2018 / 86 min / Michele Cinque / original mit dt. UT / Im Anschluss Diskussion u.a. mit Nico von der Crew der Iuventa.
Eine Gruppe junger engagierter Menschen gründet im Herbst 2015 in Berlin die Initiative “Jugend Rettet”. Über eine Crowdfunding-Kampagne kaufen sie einen umgebauten Fischkutter und taufen ihn auf den Namen “Iuventa”. Im darauffolgenden Jahr startet ihr Schiff zu seiner ersten Mission und schließt sich den Schiffen verschiedener NGOs, der italienischen Küstenwache sowie der Marine an.
Nach fast zwei Jahren Einsatz und ca. 14.000 auf hoher See geretteter Menschen wurde im August 2017 das Schiff plötzlich beschlagnahmt und von den italienischen Behörden in Lampedusa festgesetzt. Seitdem kursiert u.a. der Vorwurf der Kooperation mit Schlepperbanden. Eine Anklage ist jedoch bis heute nicht erfolgt. Die bewegende Geschichte wurde von Regisseur Michele Cinque festgehalten. Über ein Jahr lang verfolgt der Film das Leben der jungen Protagonistinnen und Protagonisten, fängt die gesamte Spanne der Mission ein, beginnend mit dem Moment, in dem sie in See stechen und ihr unglaubliches Vorhaben wahr wird, bis zu dem Punkt, an dem dieses mit der politischen Realität kollidiert.
Vessel
USA 2014 / 90 min / Diana Whitten / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Der Film begleitet die Entstehung und die Arbeit der Organisation “Women on Waves”, die mit ihrem Projekt Frauen aus Ländern helfen, in denen Abtreibung verboten ist. Am Anfang stand die Idee der Ärztin Rebecca Compert, Abtreibungen auf einem Schiff in internationalen Gewässern durchzuführen, um damit nationale Gesetzgebungen umgehen zu können. Der Film zeigt nicht nur die Arbeit von „Women on Waves“ von der Gründung im Jahr 2000 an, die von einem spektakulären Medienrummel begleitet war; sondern auch die Probleme, mit denen sie sich über die Jahre konfrontiert sahen.
Europaweit steht Abtreibung unter Strafe. In Deutschland drohen beim Schwangerschaftsabbruch nach der 12. Schwangerschaftswoche Geld- und Freiheitsstrafen. Lebensschützer fordern gar ein generelles Abtreibungsverbot.
Abrüsten statt Aufrüsten! – Kundgebung zum Weltfriedenstag / Antikriegstag
Aus der Geschichte lernen, heißt Widerstand gegen die heutigen Kriege zu organisieren. Friedenskundgebung und kulturelles Rahmenprogramm.
Am 1. September jährt sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen zum 79sten Mal. Heute stehen deutsche Truppen wieder an der Grenze zu Russland, sind in Afghanistan, vor der Küste Somalias, im Libanon, in Kosovo, in Mali und in zahlreichen weitere Einsatzgebieten.
Die Militärausgaben sind in den vergangenen zwei Jahren stark angestiegen und die Bundesregierung hat angekündigt im Sinne des NATO-Zieles in den kommenden Jahren weiter aufzurüsten. Ein Beispiel dafür ist die Anschaffung bewaffneter Kampfdrohnen für die Bundeswehr. Parallel erleben wir, wie die Bundeswehr in verstärktem Maße an Schulen oder auf Stadtfesten auf Werbetour geht um den Nachwuchs zu rekrutieren. Wir meinen dass dieser Politik entschlossener zivilgesellschaftlicher Widerstand entgegenzusetzen ist. Darum: Beteiligt euch an der Kundgebung!
Bündnis “Leipzig gegen Krieg”: http://www.leipzig-gegen-krieg.de.
Aufruf “Abrüsten statt Aufrüsten”: https://abruesten.jetzt/.
Up to the last drop / Bis zum letzten Tropfen – Europas geheimer Wasserkrieg
GR, FR, BRD / 2017 / 58 min / Yorgos Avgeropoulos Anschließend Diskussion u.a. mit Ulrike von Wiesenau und Gerlinde Schermer (beide Berliner Wassertisch & Gemeingut in BürgerInnenhand) und Mike Nagler (Leipziger Anti-Privatisierungs-Initiative, APRIL-Netzwerk).
Seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser offiziell ein Menschenrecht nach Maßgaben der Vereinten Nationen. Doch wie wird der Zugang gewährleistet? Städte, Regionen und Länder überall auf der Welt versuchen vormals privatisierte Wasserbetriebe wieder zurück zu erlangen und rekommunalisieren ihren Wassersektor. Allerdings ist der Wunsch nach Kontrolle über die Trinkwasserversorgung und Abwasseraufbereitung nicht überall ausschlaggebend. In Europa lässt sich beispielhaft verfolgen, in welchem Spannungsnetz die Versorgung stattfindet. Während einerseits mehr und mehr Kommunen in der Bundesrepublik und Frankreich, wo in derVergangenheit viel privatisiert wurde, ihre Versorgungssysteme in die öffentliche Hand zurückführen, werden andererseits Länder wie Griechenland dazu angehalten und genötigt ihre Wasserversorgung zu privatisieren. Alles deutet darauf hin, dass die Wasserströme entlang der Kapitalströme fließen, wofür die Austeritätspolitik und EU-Lobbyismus die Grundlage schaffen. Aber ist Wasser Handelsware oder Menschenrecht? Zwischen der offiziellen Lesart der Vereinten Nationen und der alltäglichen, politischen Praxis in der EU klafft eine große Lücken. Um dies zu zeigen, wurden für “Bis zum letzten Tropfen” umfangreiche Recherchen durchgeführt und die Spur des Geldes durch sechs europäische Länder verfolgt. Außerdem werden die Interessen der Unternehmen aufgezeigt, welche bis in die obersten EU Entscheidungsebenen getragen und verhandelt werden.
The Black Power Mixtape 1967-1975
Schweden / 2011 / 100 min. / Göran Olsson / o.m.dt.UT Anschließend Diskussion mit Gästen.
Der Film hebt einen wahren Schatz von jahrzehntelang in den Archiven verschollen gewesenem, einzigartigem 16-mm-Filmmaterial; ausschließlich gefilmt von schwedischen Journalisten die Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre in die USA reisten. Sie waren auf der Suche nach den Hintergründen und Tatsachen zu den Berichten über die US-amerikanische Bürgerbewegung der farbigen Bevölkerungsgruppen. Schnell fanden diese interessierten Europäer Zugang zu den Anführern des damaligen Black Power Movement – unter anderem zu Stokely Carmichael, Bobby Seale, Angela Davis und Eldridge Cleaver. Und es gelang den Reportern, diese Ikonen des Aufstands in sehr intimen, privaten Momenten zu filmen, bemerkenswert offene und ehrliche Interviews mit ihnen zu führen. Dennoch verschwand das Material zeitnah in den Archiven.
Erst mehr als 30 Jahre später wurden die Filmrollen mit den beeindruckenden Inhalten in den Kellern des Schwedischen Fernsehens wieder entdeckt. Der schwedische Regisseur Göran Olsson hat daraufhin u.a. zusammen mit Danny Glover als Koproduzent das Material wieder den Augen der Welt zugänglich gemacht. Entstanden ist “The Black Power Mixtape 1967-1975”. Eine Chronik der bis heute wichtigsten, einflussreichsten und bedeutendsten Bürgerbewegung der USA. Ein packendes, hoch emotionales zeitgeschichtliches Dokument der größten Stunde der US-Amerikanischen Bürgerrechte: Der Black Power Bewegung.
Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand
BRD / 2012 / 94 min / zero one film / dt, Anschließend Diskussion u.a. mit Mike Nagler (Antiprivatisierungsinitiative Leipzig). Achtung Film beginnt nicht wie sonst gewöhnlich um 8 sondern bereits halb 7.
Der Film erzählt die Geschichte der Treuhandanstalt, die nach der Annexion der DDR für die Privatisierung ostdeutschen Volkseigentums zuständig war. Es wurde der größte wirtschaftspolitische Skandal im Nachkriegsdeutschland: der “Ausverkauf” der DDR.
In ihrer Schaffenszeit wurden in vier Jahren ungefähr 4000 DDR-Betriebe geschlossen, woraufhin zweieinhalb Millionen Arbeitsplätze verloren gingen. Bis zur Schließung der Treuhandanstalt Ende 1994 verschuldete sie sich in Höhe von 256 Milliarden Mark. Ein Großteil des Geldes konnte durch Tricks und Kniffe in fremde Taschen fließen. Bis heute wurde der Skandal nie vollständig aufgeklärt. In Interviews kommen ehemalige Vorstandsvorsitzende sowie Bürgerrechtler zu Wort.
The Spider’s Web: Britain’s Second Empire
GB / 2017 / 78 min / Michael Oswald / o.m.dt.UT Anschließend Diskussion mit Christoph Trautvetter (Netzwerk Steuergerechtigkeit).
Der Dokumentarfilm wie sich Großbritannien von einem ehemals kolonialen Hegemon zu einer globalen finanziellen Supermacht gewandelt hat. Mit dem Niedergang des britischen Empires hat die City of London zusammen mit vielen von Großbritanniens noch vorhandene off-shore Inseln mit eigenem Rechtsbereich ein undurchsichtiges, bizarres Netz gesponnen. Dies soll vor allem dazu dienen Vermögen aus aller Welt zu binden und hinter den obskuren, finanziellen Strukturen der off-shore Inseln zu verstecken. Hinter diesem undurchsichtigen Vorhang soll mittlerweile fast die Hälfte des globalen (off-shore) Vermögens lagern. Hinzu kommt, dass dadurch Großbritannien und seine off-shore Bezirke die größten globalen Player in der internationalen Finanzwelt sind. Aber wie kam es dazu und welche Rolle spielt dieses Netz heutzutage? Um diesen Fragen nachzugehen werden in der Dokumentation Interviews mit Experten verschiedener Couleur geführt mit Akademikern, Insidern und Meinungsmachern für soziale Gerechtigkeit. Schonungslos entwirrt „The Spider’s Web“ wie die bizarre internationale Finanzwelt funktioniert, wie Korruption und Geheimhaltung um sich greifen und den Kampf gegen Gesetze und Transparenz gewinnen zu scheinen. Im Herzen all dieser Aktivität liegt das Vereinigte Königreich (UK).
Life Saaraba illegal – Acht Jahre unter Clandestinos
BRD, Spanien / 2016 / 99 min / Peter Heller, Saliou Sarr, Barney Ruebe / o.mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Habte Teame und Fanny Kniestedt.
“Saaraba” nennen sie in Westafrika das verheissene Land – Europa. Das Filmprojekt verfolgt über fast ein Jahrzehnt Aladji und Souley, zwei Brüder von einer kleinen Fischerinsel im Atlantik vor der Küste Westafrikas. Der ältere Aladji schaffte es als Bootsflüchtling bis in die Gemüseplantagen Spaniens und blieb illegal bis heute. Der jüngere Bruder Souley träumt von Europa und macht sich auf den Weg zu seinem Bruder. Im Zentrum dieser Chronik stehen ihre Träume und Erfahrungen um Europa und ihre Geldpost zu ihrer Familie in die Heimat. Ihre Wege waren und sind illegal. Die Träume und Wünsche wurden oftmals enttäuscht. Die Rückkehr in Geld und Ehren möglich – doch unwahrscheinlich. Dennoch wurde auf der Heimatinsel Niodor die Flucht nach Europa zum Initiationsritus für die heranwachsenden Männer. Schon der Vater der beiden Brüder lebte zwei Jahrzehnte als Gastarbeiter in Frankreich. Er kehrte zurück auf die Heimatinsel bescheiden wie ein kleiner König. Heute haben es die Söhne schwerer. Sie schweigen vom Elend und die Familie daheim bleibt stolz auf die Beiden Illegalen in der fernen Festung genannt “Saaraba”. Der Film war seit 2008 in Zusammenarbeit von Peter Heller, Saliou Sarr und Barney Ruebe entstanden.
Faschismus AG
GR / 2014 / 74 min / Aris Chatzistefanou/ o.m.dt.UT. Anschließend Diskussion u.a. mit Marlis Michel und Heinz Bilan.
In seinem Dokumentarfilm „Faschismus AG“ zeigt Aris Chatzistefanou, wie Industrielle und Bankiers in den 20er und 30er Jahren den Faschismus förderten, um sozialistische Bewegungen und Gewerkschaften zu zerschlagen. An den Rändern Europas würde sich heute dieses Muster wiederholen: In Griechenland wurden rechtsextreme Parteien wie „Goldene Morgenröte“ und LAOS von Teilen der ökonomischen Eliten und der großen Medienkonzerne als “letztes Mittel” unterstützt. LAOS wurde sogar von der EU ausdrücklich als Teil der nicht gewählten Regierung von Lukas Papadimos willkommen geheißen. In der Ukraine unterstützten währenddessen EU, USA und IWF eine Regierung unter Beteiligung der neonazistischen Swoboda-Partei, um ökonomische und geopolitische Interessen durchzusetzen. Aber man muss gar nicht in die Ferne schweifen, – auch in der Bundesrepublik können wir seit einigen Jahren ähnliche Muster und Parallelen nicht nur durch den Aufstieg der AfD beobachten. Stärkung rechter Strukturen und Unterwanderung linker Bewegungen gehören dazu, die offene Verbreitung völkischer Ideologien findet auch hierzulande vermehrt statt und nicht überall wo “Antifa” draufsteht ist auch Antifaschismus drin, – gerade auch in Leipzig. Ein gefährliches Spiel, das leicht außer Kontrolle geraten kann und weshalb wir reden müssen.
Konzerne als Retter – Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe
Schweiz, BRD / 2017 / 86 min / Valentin Thurn, Caroline Nokel / dt.OF. Anschließend Diskussion mit Caroline Nokel.
Immer weitere Teile der staatlichen Entwicklungshilfe werden privatwirtschaftlich organisiert. Aber was bedeutet das? Kann Entwicklungshilfe nur so effizient sein und nur dadurch Armut und Hunger in der Welt bekämpfen? Ist das Know-how der Konzerne wirklich entscheidend? Entsteht so eine Win-win-Situation für alle Beteiligten? Oder handelt es sich schlicht um eine Außenwirtschaftsförderung, die den Hungernden nicht zu Gute kommt? “Konzerne als Retter?” stellt genau diese Fragen und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise nach Tansania, Sambia und Kenia. Es wird demonstriert, wie sog. „öffentlich-private Partnerschaften“ funktionieren und wer wirklich von ihnen profitiert, die Ärmsten der Armen oder die Konzerne. Dabei analysiert die Doku sieben unterschiedliche Modelle der Zusammenarbeit im Ernährungs- und Landwirtschaftssektor in den genannten Ländern. Beispiele sind der Versuch deutscher Unternehmen, die Produktivität kenianischer Kartoffelbauern zu steigern oder das Auftreten von Investmentfonds, die Entwicklungsgelder nutzen, um gigantische Soja- und Maisplantagen anzulegen, die zu Renditen für deutsche Anleger führen sollen. Im hier gezeigten, aufwendig recherchierten Film wird deutlich wie Missbrauch mit staatlicher Entwicklungshilfe im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften ermöglicht wird. Ebenfalls wird aufgezeigt, dass diese Form der Kooperation zu einem Grundkonflikt zwischen industrieller und kleinbäuerlicher Landwirtschaft führt. Aber, gäbe es nicht dennoch Wege eine private und staatliche Entwicklungszusammenarbeit zu finden, die auch wirklich Nutzen für die lokale Bevölkerung hat?
The Microsoft Dilemma – Europa als Software-Kolonie
BRD / 2018 / 44 min / Harald Schumann, Arpad Bondy / dt. Anschließend Diskussion mit Mario Wenzel (Fachgruppe “Informatik und Ethik” der Gesellschaft für Informatik).
Microsoft ist ein Dinosaurier unseres digitalen Zeitalters, der hinter Datengiganten wie etwa Google, Facebook und Amazon hinterherzuhinken scheint. Aber der US Konzern ist heutzutage mächtiger als jemals zuvor. Sein quasi-Monopol ist nirgendwo besser zu sehen als in Europa: von Finnland bis Portugal, von Irland bis Griechenland, die Informationstechnologie jedes europäischen Staates und seiner Behörden wird von Microsoft versorgt, sei es nun Militär, Polizei oder Finanzbehörden. So wie die digitale Welt immer weiter wächst und ihre Bedeutung beständig zunimmt, werden die Mitgliedstaaten der EU immer abhängiger von einem einzigen Konzern und geraten in die Fänge von Microsofts mangelhaftem Umgang mit Sicherheitslücken. Nicht zuletzt die weltweite Cyberattacke durch “WannaCry” ist ein Paradebeispiel dafür. Die Verflechtung von EU und dem digitalen Dinosaurier kostet – rund 50 Milliarden Euro an Lizenzgebühren pro Jahr – und behindert den Fortschritt in staatlichen Behörden. Außerdem werden systematisch und regelmäßig EU Gesetze ausgehöhlt, damit der politische Einfluss des Konzerns bestehen bleibt. Nicht zuletzt werden dadurch staatliche IT Systeme – und damit die Daten der Einwohner dieses Staates – hohen technischen und politischen Risiken preisgegeben. Wie lange wird es dauern bis Europa seine digitale Souveränität wiedererlangt? Gibt es Alternativen?
Investigate Europe: http://www.investigate-europe.eu/.
Tödliche Hilfe
Haiti, USA, Frankreich, Belgien / 2011 / 100 min / Raul Peck / o.m.dt.UT. Anschließend Diskussion mit Gästen.
Beim Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Haiti kamen über 230.000 Menschen ums Leben, 300.000 wurden verletzt und wiederum 1,5 Millionen wurden obdachlos. Scheinbar schnell und mit großem Furor reagierte die internationale Gemeinschaft und viele Staaten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) boten ihre Hilfe an. Doch was hat es gebracht? Diese Frage stellt der Filmemacher und frühere Kulturminister Raoul Peck und rechnet schonungslos mit der bisherigen Hilfspraxis ab. In der Le Monde diplomatique wird sogar über die Situation in Haiti konstatiert, es sähe aus, “als habe der Wiederaufbau noch nicht einmal begonnen.” Dies hat unter anderem damit zu tun, dass viele NGOs und die Staatengemeinschaft kaum mit den einheimischen Verantwortungsträgern vor Ort kooperieren. Meist geht es ihnen vor allem um imagefördernde Maßnahme, wie etwa eine Lieferung von Trinkwasser (angeordnet durch US Präsident Obama), obwohl davon genug vorhanden ist. Bände spricht auch, dass von einer NGO ein Kanalsystem freigelegt wurde, was jedoch des Nachts wieder mit Schlamm zufloss und somit eine zweite NGO das Kanalsystem am nächsten Tag wieder freischaufeln musste. Auch die unmittelbar nach dem Beben gegründete Interimskommission für den Wiederaufbau Haitis (IHRC) steht im Querfeuer der von Peck formulierten Kritik, welche leider auch zum Teil sehr unterschiedliche NGOs über einen Kamm schert. Am Ende steht zumindest das radikale Fazit Entwicklungshilfe führe zu einer Art “humanitärer Pornografie”.
The Human Scale
Dänemark / 2012 / 83 min / Andreas Daalsgaard / o.m.dt.UT. / Im Anschluss Diskussion u.a. mit Leo von der T6.
Die Hälfte der Menschheit lebt mittlerweile in Städten und den umliegenden Bereichen. Bis 2050 soll die Zahl auf bis zu 80% zunehmen. Dabei ist das Leben in Megacities wie beispielsweise New York, Dhaka, Melbourne und Christchurch zwar einerseits faszinierend, aber andererseits auch problematisch. Unser moderner Lebenswandel führt uns direkt zu Themen wie schwindenden Ölreserven (Peak Oil), Klimawandel, Einsamkeit und häufiger werdenden, urban gemachten Gesundheitsproblemen. Aber warum? Was hat Stadtplanung damit zu tun? Der dänische Architekt und Professor Jan Gehl, der über vier Jahrzehnte lang das menschliche Verhalten in Städten studiert hat, hat hierzu einen Film gedreht. Darin dokumentiert er wie das moderne, urbane Leben in Städten echte menschliche Interaktionen verhindert. Gleichzeitig bringt er aber auch Argumente, wie wir in Zukunft unsere Städte anders bauen können, damit sie unsere menschlichen Bedürfnisse nach Inklusion und Intimität erfüllen. Außerdem kommen in „the human scale“ weitere Denker, Architekten und Städteplaner aus aller Welt zur Sprache. Letztendlich stellt die Dokumentation unsere Annahmen über das moderne Leben in Frage und zeigt auf was passieren könnte, wenn wir Menschen statt z.B. Autos in das Zentrum von Städteplanung rücken würden.
Kemtiyu: Séex Anta – Cheikh Anta
Senegal 2016 / 96 min / Ousmane William Mbaye und Laurence Attali / o.m.engl.UT. Im Anschluss Diskussion mit Ibou Coulibaly Diop.
“Der universelle Mensch”, “Der Gigant des Wissens”, “Der letzte Pharaoh”, das waren die Schlagzeilen am Tag nach seinem Tod am 7. Februar 1986. 30 Jahre später zeichnet KEMTIYU ein Portrait Cheikh Anta Diops: Bahnbrechender Wissenschaftler mit unersättlichem Wissensdurst und aufrichtige und hellsichtige politische Führungspersönlichkeit, von einigen verehrt, von anderen verschrien, und den meisten unbekannt.
Geboren 1923 in einem abgelegenen Dorf im Senegal, entwickelte Cheikh Anta Diop in jungen Jahren schon eine Leidenschaft für die Wissenschaft und die Geschichte Afrikas. 1947 zog er nach Paris, um Philosophie zu studieren, es folgten Physik, Chemie, Geschichte, Linguistik und Anthropologie. Nach seiner – an der Sorbonne zunächst aufgrund seiner neuartigen Thesen abgelehnten – Promotion kehrte er zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1960 in den Senegal zurück und kollidierte mit Léopold Sédar Senghor, der ihm sogar das Lehren an der Universität verbot. Mit Unterstützung Théodore Monods baute Cheikh Anta Diop sein eigenes Radiokarbon-Datierungslabor in Dakar. Er war davon überzeugt, dass die Entwicklung Afrikas durch wissenschaftliche Bildung zustande kommen würde, durch die Förderung der Landessprachen und den Aufbau einer Föderation der Staaten Afrikas. Trotz eines steinigen Weges mit vielen Hindernissen, hat Cheikh Anta Diop, der Rebell, ein großes Lebenswerk und zahlreiche Erben auf der ganzen Welt hinterlassen, die sein Vermächtnis bewahren.
Dieser Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich sein ganzes Leben für Wahrheit und Gerechtigkeit eingesetzt hat, um das historische Bewusstsein und die Würde Afrikas wieder herzustellen.
Weniger ist mehr – Die Grenzen des Wachstums und das bessere Leben
BRD 2013 / 53 min / Karin de Miguel Wessendorf / dt. Im Anschluss Diskussion mit Daniel Eckert (Solidarische Landwirtschaft ‘Kleine Beete’).
Kein Wohlstand ohne Wachstum. So lautet bisher das Credo von Wirtschaft und Politik. Ein stetiges Wirtschaftswachstum gilt als Garantie für Arbeitsplätze und für die Lebensqualität der Bevölkerung. Wer an dem Wachstumsdogma zweifelt, wird als realitätsfremd belächelt. Doch Wirtschaftskrise und Klimawandel haben diesen Glauben erschüttert. Bevölkerungsexplosion, Energiekrise und Umweltbelastung sind Probleme, die sich nicht länger verdrängen lassen. Wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden wie die Deutschen, bräuchten wir schon heute die Ressourcen von drei Planeten. Immer mehr Menschen sind der Überzeugung: grenzenloses Wachstum ist in einer Welt begrenzter Ressourcen nicht möglich.
Trotz Steigerung des Bruttoinlandsproduktes ist die persönliche Lebenszufriedenheit in den Industrieländern seit den siebziger Jahren nicht mehr gewachsen. Kann es sein, dass unsere Konsumgesellschaft das Versprechen vom Glück nicht hält? Was brauchen wir wirklich, um ein gutes Leben zu führen?
Wir begleiten die Autorin, die der Frage nachgeht: „Was muss ich ändern, damit mein Lebensstil zukunftsfähig ist? Und worauf kann ich verzichten ohne Verlust an Lebensqualität?“ Karin de Miguel Wessendorf begibt sich auf eine Reise durch Europa. Sie besucht Menschen, Initiativen und Unternehmen die erkannt haben, dass Wirtschaftswachstum nicht das Maß aller Dinge sein kann. Der demographische Wandel, die begrenzten Ressourcen des Planeten und die aktuellen Wirtschaftskrisen sorgen ohnehin für eine Wachstumsbremse, ob wir es nun wollen oder nicht. Höchste Zeit, umzudenken und den Ausstieg aus dem zerstörerischen Wachstum selbst zu steuern. Eine Bewegung ist entstanden, die nach Alternativen sucht. Statt in die Opferrolle zu verfallen, arbeiten Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten in Theorie und Praxis am Aufbau einer „Postwachstumsgesellschaft“ – einer Gesellschaft in der ein besseres Leben für Mensch und Umwelt auf lange Sicht möglich sein soll. Auf ihrer Reise stellt die Autorin fest, dass die Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss, in vielen Fällen ist es sogar ein Gewinn an Lebensqualität.
Armeen im Griff der Konzerne – Verteidigung als Geschäft
FR, BRD / 2018 / 91 min / Jutta Pinzler / dt. Im Anschluss Diskussion mit Reiner Braun (International Peace Bureau).
Die Streitkräfte stehen unter Druck – in der Bundesrepublik wie in Frankreich. Beide Armeen sind, wie seit Jahrzehnten nicht, durch Auslandseinsätze von Afghanistan bis Westafrika gefordert. Dabei kämpft die französische Armee – ähnlich wie die Bundeswehr – mit Finanzproblemen, schlechtem Material und Personalmangel. Nach neoliberaler Ideologie versprechen Outsourcing und Privatisierung günstige Preise und schnelle Lösungen, – auch beim Militär. Bei Auslandseinsätzen geht von der Aufklärungsdrohne bis zur Wäscherei schon jetzt nichts mehr ohne Privatfirmen. Es ist zum Beispiel ein Rüstungskonzern, der das GÜZ betreibt, den wichtigsten Truppenübungsplatz in der Bundesrepublik. Darüber hinaus engagieren sich unsere Politiker und Militärs für Waffenexporte in alle Welt, um die heimischen Rüstungsindustrien zu erhalten. Ehemalige Minister wechseln als Lobbyisten zu Rüstungsfirmen. Und wer Waffen aus Frankreich oder der Bundesrepublik kauft, der bekommt auch gleich eine Ausbildung durch die jeweilige Armee. Externe Firmen liefern längst nicht mehr nur die Ausrüstung der Streitkräfte, sondern auch Know-how und Personal. Wie viel Outsourcing verträgt das staatliche Gewaltmonopol und was heißt das für die demokratische Kontrolle militärischer Aktionen? Das Filmteam hatte Zugang zur französischen Armee und der Bundeswehr, konnte bei Übungen und Auslandseinsätzen wie in Afghanistan drehen und Verantwortliche aus Politik, Armee und Industrie mit ihren Recherchen konfrontieren. Die investigative Dokumentation legt offen, wie weit die Privatisierung bereits fortgeschritten ist, wie eng die Verbindungen zur Rüstungsindustrie sind und welche fatalen Folgen diese Verstrickungen in der Zukunft haben könnten.
Profit, nichts als Profit
Haiti, BRD, FR / 2001 / 57 min / Raul Peck / dt.u.org.m.dt.UT.
Money makes the world go round, heißt es. Aber so ganz rund läuft sie eben nicht: einerseits eine Makro-Ökonomie, die auf der Macht der Finanzmärkte basiert, andererseits die Mikro-Wirtschaft der Fischer und Bauern von Haiti, wo die Produkte des alltäglichen Lebens im Tauschverfahren unters Volk gebracht werden. Raoul Peck greift diesen Kontrast filmisch auf. Haiti, ein verarmtes Land trägt auf seinen kleinen wirtschaftlichen Schultern einen gigantischen Schuldenberg. Existiert Haiti als “Staat” überhaupt? Für die Gläubiger scheint Haiti nur eine rote Zahl zu sein. Haitis Perspektiven dagegen sind scheinbar nur noch Bankrott und gesellschaftlicher Zerfall. Peck zeichnet einen Schaltplan der Mechanismen des globalisierten Kapitalismus und fragt nach dem Ergebnissen von Widerstand und den unterschiedlichen Formen des Protest seit den 70er Jahren. Waren die gebrachten Opfer sinnvoll? Wie ist der Stand heute und was können wir heute noch tun? Er wagt eine Bilanz des Wechselspiels der sozialen Kämpfe mit seiner eigenen Biographie.
Der Filmemacher ergründet in dem dokumentarischen Essay die Folgen globalen Profitstrebens – aus der Perspektive der Menschen eines Fischerdorfes in Haiti aber auch das Streben nach Macht und die Zukunftsängste der Menschen im Westen. Das Phänomen der Globalisierung aus wissenschaftlicher Sicht ist ebenso Thema wie die Globalisierung als Mythos: Armut und Reichtum – Bild und Wirklichkeit. Um diese Kernthemen herum entstand zur Jahrtausendwende ein – aus heutiger Sicht – prophetischer Film, der sich teils ironischen, teils mit polemischen und wütenden Attacken gegen einen zum Dogma erhobenen Wirtschafts-Liberalismus wendet.
Das russische Wunder
DDR / 1964 / 116 min / Annelie und Andrew Thorndike / dt. Anschließend Diskussion mit Gästen.
Anfang der 60er Jahre wurden Buch und Film „Das Russische Wunder“ von Annelie und Andrew Thorndike ein internationaler Erfolg. Das literarisch-optische Epos der beiden DDR-Dokumentaristen schildert den schweren, opferreichen und zugleich grandiosen Weg der Sowjetunion, die wie Phönix aus der Asche der Trümmer des alten Russlands entstiegen war.
Fünf Jahre haben die Filmemacher an diesem Dokumentarfilm-Epos gearbeitet. Wir zeigen Teil 1 des zweiteiligen Werkes, welcher die Geschichte der russischen Revolution erzählt. Die Filmmusik schrieb Paul Dessau. Der Dokumentarfilm wurde in 16 Sprachen übersetzt und hat u.a. 1963 den Internationalen Friedenspreis des Weltfriedensrates erhalten.
Die Schlacht um Chile – Der Putsch
Chile, Kuba, Frankreich / 1976 / 90 min / Patricio Guzmán / span.u. dt. mit dt. UT. – Hinweis: Der Film ist aufgrund des Wetters im Open-Air-Kino im August ausgefallen und wird an dieser Stelle wiederholt.
In seiner dreiteiligen Dokumentation zeichnet Patricio Guzmán die Endphase der Regierungszeit von Salvador Allende nach.
Teil II: Der Putsch
Seit den Parlamentswahlen vom März kommt es fast täglich zu Straßenkämpfen. Die rechtsradikale Patria y Libertad erschießt linke Aktivisten, setzt Büros der Unidad Popular in Brand und schickt ihre Schlägerbanden in Gewerkschaftshäuser. Das US-amerikanische State Department finanziert einen landesweiten Streik der Transportunternehmen. Gleichzeitig nehmen die Auseinandersetzungen innerhalb der Regierungskoalition zu. Die außerparlamentarische Linke sieht das Experiment eines friedlich-parlamentarischen Transformationsprozesses zum Sozialismus gescheitert und plädiert für den bewaffneten Kampf von ArbeiterInnenmilizen. Die Entscheidung fällt in Washington. Am 11. September bombardiert die Armee den Präsidentenpalast Moneda.
Die Schlacht um Chile – Die Macht des Volkes
Chile, Kuba, Frankreich / 1979 / 82 min / Patricio Guzmán / span.u. dt. mit dt. UT. – Hinweis: Der Film ist aufgrund des Wetters im Open-Air-Kino im August ausgefallen und wird an dieser Stelle wiederholt. Im Anschluss Diskussion u.a. mit Pepe Cuesta. Außerdem wird der Attac Arbeiterliederchor ein paar Lieder zum Besten geben.
In seiner dreiteiligen Dokumentation zeichnet Patricio Guzmán die Endphase der Regierungszeit von Salvador Allende nach.
Teil III: Die Macht des Volkes
Der letzte Teil zeigt die Aktivitäten jener Bewegungen, die die eigentliche Massenbasis der Volksfrontregierung repräsentieren: Die kommunalen Gemeindeläden, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen, die Landwirtschaftskollektive, die die Städte mit Lebensmitteln versorgen, die Kommissionen, die die Arbeit in den Fabriken aufrecht erhalten, während die Besitzer die Produktion stilllegen wollen. Diese Institutionen, meist spontan entstanden und vergleichbar jenen der spanischen Republik, sind die eigentliche Macht des Volkes – ein Staat im Staat und nach dem Militärputsch prioritäres Ziel der Verfolgung durch die Junta.
Trust WHO – Wie krank ist die Weltgesundheitsorganisation?
Österreich, BRD / 2018 / 85 min / Lilian Franck / o.m.dt.UT. Anschließend Diskussion Prof. Dr. Tim Engartner (Uni Frankfurt).
Ob Tabakskandal, Schweinegrippe oder der Atomunfall in Fukushima: Die Rolle der WHO wurde bei diesen gesundheitlich relevanten Krisen auf unterschiedliche Weise kritisiert. Teilweise wurde ihr zu große Nähe zur Lobby der Wirtschaftsinteressen, dann wieder eine deutliche Überschätzung der Gefahr bis hin zur Panikmache vorgeworfen. Es ging aber auch um Verharmlosung der Gefahren und Untätigkeit, wo Handeln erforderlich gewesen wäre, wie in Fukushima.
Betrachtet man diese großen globalen Krisen aus der zeitlichen Distanz und jenseits der aktuellen Diskussionen, muss man feststellen, dass sich die WHO in einer tiefen Krise befindet. Ihr fehlt es an Geld und Handlungsmöglichkeiten, an klar formulierten Zielen und an Transparenz. Und ihre Entscheidungen in wichtigen Momenten helfen am Ende oft weniger den Opfern und Patienten, als den Pharmafirmen und der Atomindustrie. Der Film ist eine sehr persönliche Investigation von Lilian Franck, die als Dokumentarfilmerin und auch als verantwortliche Mutter wissen will, ob eine weltweit agierende Organisation wie die WHO ihrer Aufgabe und Verantwortung überhaupt noch gerecht werden kann. Sind die Abhängigkeiten von den großen Geldgebern – seien es Staaten oder private Stifter – unabdingbar oder blockieren sie die eigentlichen Aufgaben der WHO?
Krisis
Griechenland, BRD / 2018 / 99 min / Wolfgang Reinke / o.m.dt.UT. Im Anschluss Diskussion mit Wolfgang Reinke.
Sieben Jahre Austeritätspolitik gegen Griechenland, bedeuteten: Privatisierung, Liberalisierung, Marktöffnung, Sozialabbau, Kürzung von Löhnen, Gehältern und Renten. Viele Krankenhäuser und Kindergärten, genauso wie Hilfsstationen für alte Menschen wurden geschlossen. Die medizinische Versorgung ist schlecht und vieles läuft seit Jahren nur noch über das Engagement von Freiwilligen.
Im Altgriechischen beschrieb “Krisis” nicht nur eine instabile Situation, sondern auch die Möglichkeiten die aus dem Status Quo erwachsen. Bedingungslose Solidarität und menschliche Güte sind die Waffen, mit denen drei Menschen, eine unaufhaltsam erscheinende soziale und politische Katastrophe bekämpfen. Obwohl tief enttäuscht von den politischen Ereignissen im Land wissen sie, dass ihr Handeln alternativlos ist. Sie arbeiten Tag und Nacht bis zur totalen Erschöpfung im Kollektiv einer “Solidarischen Klinik”. Dort organisieren sie eine ärztliche Grundversorgung und kostenlose Medikamente für ihre in Not geratenen Nachbarinnen und Nachbarn, ungeachtet ihrer sozialen und geografischen Herkunft. “Jetzt ist es besser”, sagt eine der Protagonistinnen über die Auswirkungen der Krise: “Das Zwischenmenschliche ist besser.” Als Geschichte von europäischem Rang erzählt “Krisis” im Karl-Marx-Jahr 2018 auf erfrischende Weise, was es bedeutet Kommunist/in zu sein.
Staßfurt – Windhoek
BRD, Namibia / 1991 / 52 min / Lilly Grote und Julia Kunert/ dt. u.o.m.dt.UT.
Der Dokumentarfilm ist der Vorläufer aller Dokumentationen, die in späteren Jahren über die schwarzen DDR-Kinder aus Namibia berichteten. In den Wirren des Jahres 1990 wurden die 425 Kinder, die zum Teil schon seit elf Jahren in der DDR lebten, in einer kurzfristigen Maßnahme nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias ausgeflogen.
Waren die Kleinen, darunter viele Kriegswaisen, schon bei Verbringung in die DDR seit 1979, unschuldige Opfer der gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Macht in Namibia, waren sie es im August 1990 wiederum. Getrennt von der übrigen DDR-Gesellschaft, gefühlsmäßig auf Ihre Erzieher, Lehrer, Mitschüler und die Örtlichkeiten in Staßfurt geprägt, wurden sie, ohne jeden familiären Bezug, nach Namibia abgeschoben. Der Film beschreibt die Befindlichkeiten der Kinder unmittelbar vor der Reise und nach der Ankunft und kann als einmaliges Zeitdokument gelten. In den Folgejahren erschienen immer wieder Filmbeiträge über die schwarzen DDR-Kinder und wie sie auf unterschiedliche Weise versuchen, in Namibia zurechtzukommen. Einigen gelang dies mit beachtlichem Erfolg, die meisten jedoch hatten und haben mit den typischen Problemen entwurzelter Menschen zu kämpfen. Sie fühlen sich heimatlos, als Zufallsgast in einer immer noch fremden Gesellschaft, die sie ihr Exotentum durchaus spüren läßt und auf Distanz hält.
Plastic China
China / 2016 / 81 min / Jiu-Liang Wang / o.m.dt.UT. Anschließend Diskussion mit Sven Hansen (Asienredakteur bei taz – Die Tageszeitung). Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Leipzig statt.
Plaste umgeben uns heute überall. Von Verpackungen über Spielzeuge bis hin zu Handy-SIM-Karten. In allen erdenklichen Produkten sind die Wunderstoffe verbaut. Aber wo landen eigentlich all die Plaste, die wir in der gelben Tonne entsorgen? Ein Land, nämlich China, ist mit zehn Millionen Tonnen pro Jahr der größte Importeur für Plaste weltweit. In China werden die Plaste unter hohen externen Kosten und gravierenden Folgen für die Umwelt und Gesundheit, in Plaste-Workshops zu den Rohmaterialien “recycled”, um aus dem Müll neue Gegenstände herzustellen wie etwa Kleidung oder neues Spielzeug. In Plastic China begleitet Filmemacher Jiu-liang Wang die 11-jährige Yi Jie, die in den riesigen Plaste-Müllhalden ihr Leben bestreitet. In ihrem armen Leben lernt sie dabei das meiste von der Außenwelt über den Plaste-Workshop ihrer Eltern und den dort herumliegenden Müll kennen. Wenn wir bedenken, wo der Plaste-Müll landet, den wir produzieren und welche Konsequenzen dies hat (Gesundheitsschäden auf Grund der Handarbeit, Armut, Krankheit, Umweltverschmutzung und sogar Todesfälle), sollte
uns mit diesem Film klar werden, dass das Plaste-Problem nicht gelöst werden kann, wenn wir einfach nur Ort und Zeit der Müllaufarbeitung in ferne Länder verschieben. Letztendlich müssen wir als globales Dorf eine Lösung finden an der wir alle aktiv teilhaben.
Gegenwehr ohne Grenzen
BRD / 2018 / Werkstattschau & Rohfassung / Labournet.TV / dt. Anschließend Diskussion mit Uwe Lübke und Wolfgang Schaumberg (GoG) und Bärbel Schönafinger (Labournet TV).
In diesem Jahr feiert die GoG (Gruppe oppositioneller Gewerkschafter, heute: Gegenwehr ohne Grenzen) eine Arbeiterinitiative der Bochumer Opelwerke ihr 40-jähriges Bestehen. Gegründet durch das Zusammenkommen von Aktiven aus der 68er Bewegung kann die GoG auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Mit ihrer Arbeit hat sie dazu beigetragen, dass die Opel-Belegschaft in Bochum als die widerborstigste der vier Opel-Standorte in Deutschland gilt. Kämpferisch haben die GoG Kollegen dafür gesorgt, dass Arbeiterrechte durchgesetzt und erweitert werden. Sie haben zum Beispiel erreicht, dass vor wichtigen Entscheidungen im Betriebsrat immer die Belegschaft um ihre Meinung gefragt werden musste. Außerdem wurde der wilde Streik im Oktober 2004 weit bekannt und von Willi Hajek in dem Buch “Sechs Tage der Selbstermächtigung” festgehalten. Daneben haben sie einen Rauswurf aus der IG Metall provoziert, einen beharrlichen Kampf um tägliche Arbeitszeitverkürzung geführt und den Versuch gewagt, eine Verbindung zwischen den GM-Belegschaften in Europa herzustellen. Alles in allem haben sie sich vehement gegen die Betriebsschließung gewehrt, dem Unternehmen beständig Zugeständnisse abgetrotzt und den kapitalistischen Normalbetrieb in den Opelwerken empfindlich gestört. Damit das Engagement dieser Gruppe nicht in Vergessenheit gerät, hat labournet.tv mit der Hilfe von Spenden und auf den Wunsch der GoG Kollegen diese Dokumentation gedreht.
Mehr zum Projekt: https://de.labournet.tv/project/gegenwehr-ohne-grenzen.
Premiere: Der marktgerechte Patient
BRD / 2018 / 72 min / Leslie Franke und Herdolor Lorenz / dt. Anschließend Diskussion u.a. mit Silvia Habekost (Krankenschwester Vivantes Berlin), Julia Hertwig (Gesundheits- und Krankenpflegerin im Jüd. Krankenhaus Berlin), Jamila Barra (Krit. MedizinerInnen) (alle aktiv bei Volksentscheid Gesunde Krankenhäuser Berlin) und Tilo Aé (OP Pfleger und Betriebsratsvorsitzender im Städtischen Klinikum St. Georg Leipzig)
Es gibt zwar bereits zahllose Berichte über skandalöse Zustände in den deutsche Krankenhäusern. Erstaunlicherweise fehlt dabei aber fast immer der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: Die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sog. Fallpauschalen (jede diagnostizierbare Krankheit hat einen fixen Preis – wer mit möglichst geringen Personal-, Sach- und Organisationskosten den Patienten optimal schnell abfertigt, macht Gewinn – wer sich auf die Patienten einlässt und Tarife zahlt, macht Verlust). Die Einführung der sog. DRGs (Diagnosis Related Groups) war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin vom Gedanken der Empathie und Fürsorge getragen wurde. Seither wird der Mensch dort, wo er am Verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet. “Wir sind nicht an der Zurschaustellung von Skandalen interessiert. Uns kommt es bei der Aufdeckung von Folgen vor allem auf die Ursachen der unhaltbaren Zustände in den deutschen Krankenhäusern an. Nur so sind sie zu verändern!” sagen die beiden Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz.
Bezeichnend ist, dass in der Ankündigung des 17. Europäischen Gesundheitskongresses 2018, auf dem sich die Größen der Gesundheitspolitik und des medizinischen Business treffen, den deutschen Kliniken zwar gute Noten bescheinigt wurden. Die größte Sorge sei aber, „dass viele Ärzte und Pflegekräfte nicht mehr gerne in ihrem Beruf arbeiten und sich andere Berufe suchen“. Die Flucht aus dem Krankenhäusern ist für Pflegerinnen und Pfleger bereits real, weil sie trotz unsäglichem Stress nicht mehr zur wirklichen Pflege der Patienten kommen. Aber auch die meisten Ärzte sind es leid, gezwungen zu sein, in erster Linie auf die Profitabilität ihrer Abteilung zu achten. Offensichtlich ist die Angst vor Kliniken ohne Personal auch schon bei der Politik angekommen. So wurde in den Koalitionsvereinbarungen festgelegt, dass das Budget für die Pflege aus den Fallpauschalen herausgenommen wird. Damit wäre ein erster Pfeiler des marktgerechten Preissystems gebrochen. Der ansonsten gar nicht so progressive Krankenhausverband ließ sogar verlauten, sie würden sich unter diesen Umständen auch einer Abschaffung der DRGs nicht widersetzen. Allerdings wurde Herr Spahn Gesundheitsminister. Und wenn es nach ihm geht, wird es keine Abstriche an den Fallpauschalen geben. Mit den Volksentscheiden in Hamburg und Berlin für „Mehr Personal ins Krankenhaus durch feste Personal-Patienten-Schlüssel“ erhöht sich der öffentliche Druck.
Mehr zum Projekt: http://marketable-people.org/index.php/de/.
Land am Wasser
BRD / 2015 / 85 min / Tom Lemke. / dt. Anschließend Diskussion mit Gästen.
Silvio lebt in einem Geisterdorf. 1998 wurden die Bewohner umgesiedelt, damit die Braunkohle darunter abgebaut werden kann.
Vor über 900 Jahren nannten die ersten Siedler den Ort „Land am Wasser“, weil ein kleiner Bach durch die Landschaft fließt. Mit diesem Wasser bestellt Silvio kleine Agrarflächen im Dorf und tränkt sein Vieh. Seinen Heimatort, der nutzlos geworden war, hat er so als Landwirt wieder erobert. Wie lange er hier seinen Lebensunterhalt noch verdienen kann, ist ungewiss. Niemand weiß, wann die Tagebaubagger hier letztendlich ankommen werden. Allgegenwärtig ist das Geräusch des Förderbandes, das seit Jahrzehnten in wenigen Kilometer Entfernung ununterbrochen Kohle transportiert. Die Häuser des Dorfes werden zwar nach und nach abgerissen, aber Silvio ist nicht allein. Sein Nachbar schmiedet im über hundertjährigen Familienbetrieb weiter gegen die Zeit und Norbert, vom ebenfalls betroffenen Nachbarort, rebelliert als Letzter eisern gegen die Umsiedlung. Manchmal kommen auch ehemalige Bewohner vorbei. Man hilft sich noch immer und nebenbei verschwindet eine ganze Dorfgemeinde. Als auch die letzten Mitbewohner den Ort verlassen haben, versucht Silvio, sich weiter gegen das Unvermeidliche zu stemmen. Wohl wissend, dass das Ende nicht aufzuhalten ist.
Weiße Geister – Der Kolonialkrieg gegen die Herero
BRD 2004 / 72 min / Martin Baer / o.m.dt.UT. Im Anschluss Diskussion mit Israel Kaunatijke.
Der Dokumentarfilm fragt nach den Folgen des deutschen Kolonialkrieges zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, und erkundet, wie sich die Beziehungen zwischen den Nachfahren der Kolonisten und Kolonialherren und den Nachfahren der Kolonisierten und Ausgebeuteten heute gestalten. Der Filmemacher Martin Baer und sein Freund Israel Kaunatijke, ein in Berlin lebender Herero, sind gemeinsam auf den Spuren der kolonialen Vergangenheit und ihren Auswirkungen nach Namibia gereist. Sie möchten einerseits herausfinden, wie die Herero die Erinnerung an die Katastrophe ihrer Niederlage verarbeitet, überliefert und wachgehalten haben. Andererseits versuchen sie zu klären, welches Verhältnis die Deutschen inzwischen zu ihrer zunächst als Sieg gefeierten, dann als verbrecherisch verdammten Geschichte entwickelt haben. Dabei entdecken sie, dass ihre eigenen Familiengeschichten viel mehr mit dieser Vergangenheit verbunden sind, als sie bisher wussten.
Democracy – Im Rausch der Daten
BRD 2015 / 104 min / David Bernet / dt.u.org.m.dt.UT. Im Anschluss Diskussion mit Gästen.
In unseren Zeiten hat die Digitalisierung die Gesellschaft beinahe grundlegend geändert. Datenschutz kann daher als eine Art “pollution control” aufgefasst werden. Mittlerweile ist die neue europäische DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) umgesetzt und in aller Munde. Aber wie ist sie entstanden? In der digitalen Gesellschaft werden wir zu gläsernen Menschen: Mit jedem Klick, mit jedem Telefonat, mit jedem im Internet bestellten Buch, jeder Kartenzahlung oder Videoload werden Menschen transparent und hinterlassen überall digitale Fingerabdrücke. Die Welt befindet sich im Datenrausch, die persönlichsten Informationen von uns allen sind zu einer begehrten Ressource geworden: Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts – wer sie hat, hat das Geld und damit die Macht. Doch wer kontrolliert diesen Zugriff auf private Daten? Und was bedeutet das für die Gesellschaft? Regisseur David Bernet öffnet die Türen zu einer schier undurchdringlichen Welt. Zum ersten Mal in der Geschichte der EU konnte ein Filmteam so tief ins Innere der EU vordringen und die Entstehung eines Gesetzes filmisch begleiten. Ein Ringen wie bei David gegen Goliath beginnt: Bürgerrechte versus Wirtschaftsinteressen. Es geht dabei längst nicht mehr nur um Big Data. Es geht um die Zukunft jedes einzelnen EU-Bürgers, um seine Privatsphäre und Sicherheit.
The Cleaners – Im Schatten der Netzwelt
Brasilien, BRD / 2018 / 88 min / Hans Block und Moritz Riesewieck / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Gästen. Hinweis: Die Veranstaltung ist im August aufgrund von Regenwetter im Open-Air Kino ausgefallen und wird an dieser Stelle nachgeholt.
The Cleaner enthüllt eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Zeit. In Manila ist eine riesige Schattenindustrie entstanden, die dort ein Herz der digitalen Zensur begründet hat. Von dort aus löschen zehntausende Menschen tagtäglich in zehn Stunden Schichten im Auftrag der großen Silicon Valley-Konzerne belastende Texte, Videos und Bilder von Facebook, YouTube, Twitter&Co. Dabei sollen die Content-Moderatoren unter harten Bedingungen brutale und verstörende Inhalte von den Plattformen herausfiltern wie etwa pornographische Szenen und verfassungsfeindliches Material. Sie selbst sind dabei diesen verstörenden Inhalten beständig ausgesetzt, müssen diese sogar zwangsweise sichten und haben mit den psychologischen Folgen zu kämpfen, für die sie kaum psychologische Begleitung erhalten. Um einen Einblick in diese versteckte Welt zu geben, zeigen die Filmemacher fünf Gatekeeper und ihren Lebensalltag. Außerdem thematisieren sie die brandbeschleunigende Wirkung von Sozialen Netzwerken, wenn diese Falschmeldungen verbreiten und Emotionen gezielt verstärken.
Plastic Planet
Österreich, BRD 2009 / 99 min / Werner Boote / dt.u.org.m.dt.UT. Im Anschluss Diskussion mit Gästen.
Wir sind Kinder des Plastikzeitalters: Vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente bis hin zum Auto. Plastik ist überall: In den Weltmeeren findet man inzwischen sechsmal mehr Plastik als Plankton, und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar! Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken. In “Plastic Planet” sucht Regisseur Werner Boote, dessen eigener Großvater ein Pionier der Plastikindustrie war, weltweit nach Antworten und deckt erstaunliche Fakten und unglaubliche Zusammenhänge auf. Er stellt Fragen, die uns alle angehen: Schadet Plastik unserer Gesundheit? Wer ist verantwortlich für die Müllberge in Wüsten und Meeren? Wer gewinnt dabei? Wer verliert? Mit Plastic Planet reist man rund um den Globus und entdeckt eine Welt, die ohne Plastik nicht mehr existieren kann, die aber gleichzeitig mit den Problemen und Risiken dieser Kunststoffe zu kämpfen hat. Ein unterhaltsamer und investigativer Film, der zeigt, dass Plastik zu einer Bedrohung für Mensch und Umwelt geworden ist.