Die globaLE 2017 fand vom 4. August bis zum 17. November statt. Außerhalb dieses Zeitraums fanden außerdem noch einige Sonderveranstaltungen in Kooperation mit befreundeten Initiativen statt.
Hier das Plakat von 2017 und der Programmflyer.
Todschick – Die Schattenseite der Mode
Dokumentarfilm, Regie: Inge Altemeier und Reinhard Hornung, BRD 2016, 52 min., deutsch. Anschließend Diskussion mit Inge Altemeier und Reinhard Hornung.
Jede Woche landet neue Ware in den Geschäften der großen Modeketten. Seit vielen Jahren versprechen uns die Modefirmen, saubere und faire Produktionsbedingungen. Sind das nur leere Versprechungen? Bei der Textilproduktion in den Billiglohnländern werden nicht einmal die Menschenrechte eingehalten. ArbeiterInnen sterben für die Mode, ob Feueropfer in Produktionsstätten oder bei der Rana Plaza Katastrophe, wo über 1200 Menschen umkamen. Können Selbstverpflichtungen der Unternehmen diese Misere beenden oder müssen weltweit wirksame Gesetze her? Wir begleiten die Rechtsanwältin Marie Laur Guislan bei der Beweisaufnahme im Fall des Französischen Konzerns AUCHAN nach Bangladesch, denn in den Trümmern des Rana Plaza Gebäudes wurden auch ein arkenzeichen von AUCHAN gefunden. Parallel dazu verabschiedet Frankreich ein neues Gesetz. Nun müssen international operierende Konzerne für die Einhaltung der Grundrechte entlang der gesamten Lieferkette haften. Dagegen setzt Deutschland weiter auf Selbstverpflichtungen der Unternehmen, Siegel und Zertifikate. Auf Druck des Internationalen Gewerkschaftsverbands haben 200 große Mode-Firmen ein Abkommen zur Gebäudesicherheit und zum Feuerschutz in Bangladesch unterzeichnetet. Damit verpflichten sie sich, ihre Zulieferfabriken auf Sicherheitsstandards überprüfen zu lassen. Das Ergebnis, das die unabhängigen Prüfer ermittelten, ist erschreckend: In allen Fabriken gibt es erhebliche Sicherheitsmängel. 28 Fabriken mussten sofort geschlossen werden. Wir drehen in maroden Fabriken in denen H&M und KIK produzieren lassen, sprechen mit ArbeiterInnen und Fabrikbesitzern darüber, was die Mode-Konzerne unternehmen, um die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen zu beenden.
Attac Leipzig und das globalisierungskritische Leipziger Filmfestival zeigen den Film im Rahmen der “Fashion Revolution Week”.
Samin vs Semen
Javanische Bauern und ihr Widerstand gegen die globale Zementindustrie. Indonesien / 2015 / 40 min / Dandhy Dwi Laksono / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion u.a. mit einer Aktivistin und dem Filmemacher Dandhy Dwi Laksono.
Der Dokumentarfilm informiert über aktuelle Pläne, ein Karstgebiet in Zentraljava in Indonesien auszubeuten und für Zementproduktion zu nutzen. Neben indonesischen Firmen will dort ein Tochterunternehmen des baden-württembergischen Konzerns HeidelbergCement eine Zementfabrik bauen. Von der lokalen Bevölkerung, die ihren Lebensunterhalt größtenteils durch Landwirtschaft bestreitet, gibt es massiven Widerstand. Die große Sorge der Menschen ist es, dass der Abbau des Gebirges einen enormen Einfluss auf den Wasserkreislauf in der Region haben wird. Die Wasser-Rückhaltekapazitäten des Karsts würden zerstört werden und Quellen versiegen. Der lokale Widerstand ist kreativ, ausdauernd und entschlossen. Hauptsächlich organisiert wird dieser Widerstand von einer anarchistisch lebenden indigenen Ökogemeinschaft, den Samin.
Der Film wird durch 10 deutsche Städte touren. Eine Frau, die der Gruppe der Samin angehört, wird den Film begleiten, um über ihre Erfahrungen im Widerstand, bei dem Frauen eine große Rolle spielen, zu berichten. Auch der Filmemacher Dandhy Dwi Laksono wird anwesend sein. Nach der Vorführung kann mit beiden diskutiert werden.
Eine Veranstaltung der Südostasien-Informationsstelle in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, Rettet den Regenwald, Watch Indonesia! und der GlobaLE.
Mehr Informationen zum Thema u.a.:
Mit Zement gegen Fabriken (in taz).
Dreckiger Zement (in Le Monde diplomatique).
HeidelbergCement Vorhaben in Indonesien.
Petition.
Die Liebe zum Schrott und andere Leidenschaften
BRD / 2003 / 80 min / Bernhard Wutka und Thomas Doberitzsch. Vorfilm: Film über die Geschichte des Fortuna / Kino der Jugend
12 Jahre nach der Wende. Hat das goldene Zeitalter im Osten angefangen? Viele sind gen Westen gezogen. Von denen, die geblieben sind, haben einige ihr Glück gemacht, viele jedoch auch nicht. Diese Trennung findet meist auch in den Städten statt. So sind es dann ganz bestimmte Stadtteile, in denen sich die Verstoßenen der Wende und der Gesellschaft zurückgezogen haben. In den Städten haben sie den Ruf der Problemstadtteile, in denen sich Arbeitlosigkeit, Kriminalität und Rechtsradikalität breit machen. Stadtteile, die von der Öffentlichkeit gerne gemieden oder verleugnet werden. Es seien die Viertel der Billigläden, der An- und Verkäufe und einem großen Anteil an ausländischen Bewohnern. Doch kann man diese Viertel so pauschalisieren? Haben nicht gerade diese Viertel auch die Chancen auf einen besseren alternativen Neuanfang? Kann sich nicht gerade in so einem Viertel, in dem die Mieten billig sind, es häufig die größten Grünflächen gibt und unterschiedlichste Nationalitäten auf engstem Raum zusammenleben, eine neue Kultur, eine bessere soziale Gesellschaft entwickelten? Es gibt gute und schlechte Beispiele dafür. In den westlichen Bundesländern gibt es diese Gebiete aus anderen historischen Hintergründen, doch die Situation ist überall ähnlich.
Sonderveranstaltung organisiert von der “IG FORTUNA – Kino der Jugend” mit Unterstützung der globaLE und dem Amt für Stadtentwicklung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig.
This is not a coup
Dokumentarfilm, Regie: Aris Chatzistefanou / Aris Triandafyllou, Griechenland 2016, 80 min., original mit dt.UT. Anschließend Diskussion mit Mike Nagler (Koordinierungskreis Attac).
Beim Referendum im Juli 2015 sagten die Menschen in Griechenland mit überwältigender Mehrheit „Nein – OXI“ zur Fortsetzung der europäischen Verarmungspolitik. Nur eine Woche später wurde die Syriza-Regierung von den europäischen Eliten gezwungen, genau diese abgelehnte Politik fortzuführen. Viele sprachen von „mentalem waterboarding“, dem Alexis Tsipras in dieser Nacht ausgesetzt worden sei. Soziale Bewegungen prägten den Slogan „This is a Coup“ – „Das ist ein Putsch“.
Der Film nimmt diese Ereignisse zum Ausgangspunkt und stellt sie in einen größeren Zusammenhang: Wie funktioniert der Euro und wessen Interessen dient er? Welche Ziele verfolgt die europäische Kürzungspolitik? Wie wurden die sogenannten Rettungsprogramme in Irland, Portugal und Zypern durchgesetzt? Welche Rolle spielt die EZB? Fazit: Das war kein Putsch, sondern gängige Praxis der EU-Institutionen.
Schooling the World: The White Man’s Last Burden
Indien, USA 2010 / 65 min / Carol Black, original mit dt. UT. Gemeinsame Veranstaltung des Fachschaftsrates Erziehungswissenschaften der Uni Leipzig und der globaLE. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bildungs- und Protestwochen des Bündnisses “Lernfabriken meutern” statt.
Exportschlager Schulsystem – ist unser Export das globale Problem? Macht uns Bildung nicht zum Rad im Getriebe des Ressourcen verschlingenden, Natur zerstörenden Systems, in dem es keinen Platz für ein soziales und gemeinschaftliches Miteinander mehr gibt? Vergiften wir unseren Verstand?
Wie kann man eine Kultur und das Bewusstsein einer Gesellschaft in einer einzelnen Generation verändern? Du musst ändern, wie Ihre Kinder unterrichtet werden. So haben wir es mit den ersten Bewohnern Amerikas und Australien gemacht. So machen wir es aber auch in Afrika und Asien.
Freiwillige bauen Schulen in traditionellen Lebensformen überall auf der Welt und überzeugen die Bewohner, dass Bildung der einzige Weg ist zu einer besseren Welt für ihre Kinder ist. Aber ist das wahr? Eins ist doch ersichtlich, Bildung für alle klingt nach einem guten Vorhaben. Es dient dazu, „Demokratie“ zu fördern, öffnet die Türen zur „Teilhabe“ an der Wirtschaft und nimmt die “Kontrolle über Bildung“ aus der Hand einer einzelnen Gruppe. Aber das globale System bietet keinen Platz für alle. So sind wir doch nur Arbeitskräfte im globalen Wirtschaftssystem. Wer definiert wie Bildung aussieht? Richten wir nicht über andere anhand der westlich orientierten Welt mit seinem rationellen Lehrplan? Wir vertreiben Menschen aus ihrem Zuhause, führen Raubbau an der Natur durch und bekämpfen uns im großen Maßstab mit HighTech-Waffen. Vergiften wir mit dem Schulsystem unseren Verstand? „Schooling the World“ wirft einen herausfordernden, manchmal lustigen aber ebenso verstörenden Blick auf die Effekte eines modernen Schulsystems auf die letzten noch nachhaltig lebenden Bewohner der Erde.
Mehr Informationen:
Webseite zum Film.
Lernfabriken meutern.
Leipziger Bündnis Lernfabriken meutern.
FSR Erziehungswissenschaften.
Initiative Gemeinsam länger lernen in Sachsen.
Berlin Rebel Highschool
BRD / 2016 / 97 min / Alexander Kleider / dt. Veranstaltung im Rahmen der Protestwochen für freie Bildung des Bündnisses “Lernfabriken meutern”. Vorab: Transpi- und Plakate malen für die Demonstration am 21.06.17. – Im Anschluss Gespräch mit dem Lehrer der Schule für Erwachsenenbildung Klaus Trappmann und dem Filmemacher Alexander Kleider.
Schon seit einiger Zeit klingeln in Deutschland alle Alarmglocken, wenn es um das hiesige Bildungs- und Schulsystem geht. Vielerorts sind Eltern und Schüler frustriert und die Lehrer nur noch erschöpft. Doch in einem Berliner Hinterhof befindet sich schon seit 40 Jahren eine kleine Utopie, die sich erfolgreich gegen das vorherrschende System behauptet: Eine Schule ohne Rektor, Noten und Klassensprecher. Stattdessen wird sie von den Schülern selbst verwaltet, die auch ihre Lehrer aus eigener Tasche bezahlen. Der Stundenplan? Über den wird ganz einfach demokratisch abgestimmt. Der Film begleitet vier junge Menschen, die aus den verschiedensten Teilen Deutschlands kommen und mehrfache Schulabbrecher sind… und die an einem Ort ohne Mobbing und überhöhten Leistungsdruck endlich das Abitur schaffen wollen.
Mehr Informationen:
Webseite zum Film.
Lernfabriken meutern.
Leipziger Bündnis Lernfabriken meutern.
Initiative Gemeinsam länger lernen in Sachsen.
Beyond the red lines – Systemwandel statt Klimawandel
BRD, Frankreich 2016 / 92 min / Cine Rebelde. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen von Ende Gelände und Attac.
Das Jahr 2015 stand im Zeichen des menschengemachten Klimawandels – und im Zeichen des Kampfes für Klimagerechtigkeit, der an immer mehr Fronten geführt wird. In Paris wurde ein globales Klimaabkommen verabschiedet. Aber wurde dort wirklich der Klimaschutz vorangetrieben? Während Verhandlungen und Treibhausgasemissionen auf Hochtouren laufen, liegen Welten zwischen dem, was notwendig wäre, um das Klimachaos noch abzuwenden und dem, was tatsächlich passiert. Der Film porträtiert drei Initiativen im Vorfeld und während des Weltklimagipfels. Er zeigt, wie 1.300 Menschen in den Rheinischen Braunkohletagebau eindringen und ihre Körper in den Weg von gigantischen Kohlebaggern stellen, um Europas größte CO2-Quelle für einen Tag lahmzulegen („Ende Gelände“). Im Film kommen Menschen zu Wort, die den Import fossiler Brennstoffe am Hafen von Amsterdam blockieren (Klimacamp „ground control“ & „Climate Games“). Er zeigt Menschen, die eine 5.000 km lange Fahrradtour nach Paris machen, um unterwegs unzähligen lokalen Initiativen eine gemeinsame Stimme für eine klimagerechte Welt zu verleihen (Alternatiba).Der Film dokumentiert ebenfalls, wie anlässlich des Weltklimagipfels trotz des ausgerufenen Notstands Zehntausende ihre Forderungen auf die Straßen von Paris tragen.
Weltweit kommt es hierbei zur größten Mobilisierung der bisherigen Geschichte um das Thema Klimawandel mit über 785.000 Menschen auf 2.200 Veranstaltungen in 175 Ländern. Inmitten gewaltiger Maschinen, empörter kritischer Stimmen und apokalyptischer Tagebaulandschaften wird die Logik eines Systems, das auf endlosem Wachstum beruht, und sein „grünes“ Krisenmanagement in Frage stellt. Beyond the red lines ist die Geschichte einer wachsenden Bewegung, die „Es reicht! Ende Gelände!“ sagt, zivilen Ungehorsam leistet und die Transformation hin zu einer klimagerechten Gesellschaft selber in die Hand nimmt.
Weitere Infos zum Film: http://beyondtheredlines.org/de/.
Webseite Ende Gelände: https://www.ende-gelaende.org/de/.
Webseite Attac EKU-AG: http://www.attac-netzwerk.de/ag-eku/startseite/.
Die Mondverschwörung
BRD 2011 / 86 min / Thomas Frickel. Im Anschluss Diskussion mit dem Filmemacher Thomas Frickel.
Eine absurde Reise vor ernstem Hintergrund: Hauptthema des Films ist der Blick auf die antimoderne Massenflucht in Esoterik, Okkultismus und Innerlichkeit. Deshalb ist „Die Mondverschwörung“ auch keine unstrukturierte Nummernrevue kurioser gesellschaftlicher Randerscheinungen. Indem der Film die angesprochenen Themen assoziativ weiterführt, ordnet er sie in einen größeren Zusammenhang und dringt dabei mit jedem Schritt tiefer in bislang ungeahnte Welten vor. Die Reise, die so harmlos beginnt, endet dort, wo die extreme politische Rechte in diesem Land ihr Winterquartier aufgeschlagen hat. Und das ist kein Zufall. Denn die Rassenideologie der Nazis, ihr Begriff von einer „Herrenrasse“, die faschistische Ausprägung des Antisemitismus, die faschistische Verquickung von Volk, Staat und Gesellschaft, die Ordensstruktur der SS und die Übernahme des Hakenkreuzsymbols – vieles davon ist aus mythisch-esoterischen Vorstellungen herausgewachsen.
Ohne Rast. Ohne Eile
Argentinien, BRD 2015 / 60 min / KameradistInnen / OmU Im Anschluss Filmgespräch mit den Aktivist/innen und Filmemacher/innen Viviana und Mark Uriona.
Buenos Aires, Dezember 2012. Die andere Seite der Weltkugel. Ein sommerheißes Weihnachten ist wenige Tage entfernt. Die Stadt erledigt ihre letzten Einkäufe. Flirrende Hitze steht über dem quirligen Verkehr. Das Bundesparlament trifft seine letzten Entscheidungen. Die Polizei döst in Gleichgültigkeit. Ganz plötzlich strömen hunderte Indigene durch die Straßenschluchten in das Stadtzentrum. Die Uralten, die Frauen, die Männer und die Kinder sperren erst die Hauptverkehrsstraße vor dem Parlament, dann alle Seitenstraßen. Aktivistinnen und Aktivisten urbaner Gruppe schließen sich den Indigenen an. Gemeinsam verwandeln sie die Straßen in fahnenbunte Tanzplätze und entsenden ihre Unterhändler in den Congreso.
Die Heimat der Indigenen liegt fast eintausend Kilometer entfernt in einem zweiten, einem anderen, einem vergessenen Argentinien ohne Wolkenkratzer, ohne Fernsehempfang und ohne Krankenhäuser. Ihre Heimat ist das staubige Buschland des Nordens. Die Heimat ist bedroht. Denn genetisch verändertes Saatgut, Herbizide wie Glyphosat und chemischer Dünger haben den Sojaanbau nun auch in den kargen nördlichen Regionen rentabel gemacht. Das Land wird zum Spekulationsobjekt von Monsanto & Co. Wie schon am Anfang der kolonialen Geschichte des Landes sollen die Indigenen wieder einmal weichen. Doch diesmal kommt alles anders als erwartet. Sie weichen nicht. Sie leisten Widerstand. Es ist ein Kampf, der zwanzig Jahre währt. Die Indigenen schlagen nicht nur die Landräuber in die Flucht, sondern sie haben damit begonnen, in ihren Territorien die Staatsgewalt durch eigene, egalitäre Strukturen zu ersetzten. Sie errichten neue Brunnen, Solaranlagen, eigene Schulen und nun ein erste Universität, die das Lehren und Lernen neu erfindet. Im Kampf gegen die multinationalen Agrarkonzerne globalisieren die Campesin@s die Hoffnung.
Lets make money
Österreich / 2008 / 110 min / Erwin Wagenhofer / original mit dt. UT. Veranstaltung mit dem Leipziger Jugendparlament mit anschließender Gesprächsrunde. Achtung: Der Film fällt aufgrund des Regenwetters aus und die Veranstaltung wird am 4.10. an der Universität Leipzig nachgeholt.
Der Dokumentarfilm folgt dem Weg unseres Geldes, dorthin wo spanische Bauarbeiter, afrikanische Landarbeiterinnen oder indische Arbeiterinnen unser Geld vermehren und selbst bettelarm bleiben. Der Film zeigt uns die gefeierten Fondsmanager, die das Geld ihrer Kundinnen und Kunden jeden Tag aufs Neue anlegen. Zu sehen sind Unternehmer, die zum Wohle ihrer Aktionäre ein fremdes Land abgrasen, solange die Löhne und Steuern niedrig und die Umwelt egal ist.
Der Film zeigt uns mehrere Ebenen des Finanzsystems. Wir erfahren auch, warum es auf dem Globus zu einer unglaublichen Geldvermehrung gekommen ist. Wir lernen deren Konsequenzen für unser Leben kennen. Täglich werden Milliardensummen, die möglichst hoch verzinst werden sollen, mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus transferiert. Doch dieser “Ausverkauf” von sozialen Errungenschaften wie Gesundheitssystem, Pensionswesen, Energieversorgung und öffentlicher Verkehr passiert nicht nur in der fernen “dritten” Welt. Wir alle sind direkt davon betroffen. Und genau davon handelt der Film: Wir erleben keine Finanzkrise, sondern eine Gesellschaftskrise.
Jean Ziegler – Der Optimismus des Willens
Schweiz 2016 / 92 min / Nicolas Wadimoff / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Der Film ist ein Porträt des weltweit bekannten Globalisierungskritikers und Menschenrechtlers.
Anfang der sechziger Jahre begegnet der junge Jean Ziegler dem damals schon legendären Che Guevara bei einer internationalen Konferenz in Genf. Er ist begeistert und will mit ihm aufbrechen, um die Welt zu verändern. Doch Che Guevara überzeugt ihn, in Europa zu bleiben, um hier gegen den „Kopf des kapitalistischen Monsters“ zu kämpfen. Seither kennt er als Schriftsteller, Professor, Abgeordneter im Schweizer Parlament und Mitarbeiter der UNO keine Ruhe, um in Büchern und Vorträgen die Macht der Manager des Finanzkapitals und deren Verantwortung für den Hunger in der Welt anzuprangern.
Bis heute kämpft der 82-jährige Jean Ziegler für eine gerechtere Welt. Treu dem Versprechen, das er einst Che Guevara gegeben hatte. 2015 ist er einer der Hauptredner bei der Münchner Großdemonstration gegen den G7-Gipfel auf Schloss Elmau. Doch als er schließlich selbst nach Kuba reist, trifft er die karibische Insel im Wandel an und sieht plötzlich all seine Ideen in Frage gestellt. Ob Ziegler in seinen Bestrebungen letztlich erfolgreich sein wird? Oder wird doch das „kapitalistische Monster“, wie Guevara zu sagen pflegte, die Oberhand behalten?
Das Gegenteil von Grau
BRD / 2017 / 92 min / Matthias Coers / dt. mit engl. UT., Im Anschluss Diskussion mit dem Filmemacher Matthias Coers sowie Aktivist/innen der IG Fortuna. Die Veranstaltung findet im Rahmen der “Leipziger Tage der Industriekultur” statt.
Brachflächen, Leerstand, Anonymität, Stillstand – nicht alle zwischen Dortmund und Duisburg wollen sich damit abfinden. Im Gegenteil. Immer mehr Menschen entdecken Möglichkeiten und greifen in den städtischen Alltag ein. Ein Wohnzimmer mitten auf der Straße, Nachbarschaft, Gemeinschaftsgärten. Stadtteilläden, Repair Cafés und Mieter/inneninitiativen entstehen in den Nischen der Städte – unabhängig, selbstbestimmt und gemeinsam.
Das Gegenteil von Grau zeigt unterschiedliche Gruppen, die praktische Utopien und Freiräume leben und für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen.
IG Fortuna – Kino der Jugend: http://ig-fortuna.de/.
When two worlds collide
Peru / 2016 / 103 min / Heidi Brandenburg und Mathew Orzel / original mit engl. UT Anschließend Diskussion mit Serena Pongratz (amerika21 und attac).
Der Film dokumentiert eindrücklich eine der größten Protestbewegungen indigener Ureinwohner Südamerikas gegen einen übermächtigen Gegner. “When Two Worlds Collide” stellt die Einstellungen des peruanischen Präsidenten Alan Garcia und die seines Opponenten Alberto Pizango gegenüber. Während Garcia keine Skrupel davor hat, Öl, Mineralien und Gas aus dem bisher noch unbebauten Land entlang des Amazonas zu gewinnen, plädiert Pizango dafür, das Land unbefleckt zu lassen und gewinnt dadurch immer mehr Anhänger.
Amerika21 – Nachrichten und Analysen aus Lateinamerika: https://amerika21.de/.
Attac AG Lateinamerika: http://www.attac-netzwerk.de/?id=636.
Le Havre
Frankreich / 2011 / 93 min / Aki Kaurismäki
Ein Spielfilm, der mit der Magie der Farben spielt, zeigt den Weg eines afrikanischen Geflüchteten nach England, der vorläufig in der französischen Hafenstadt Le Havre endet. Guter Wille und eine abenteuerliche Beharrlichkeit, die vielleicht das Einzige ist, was die Protagonisten im Überschuss besitzen, machen den Film zu einem verzaubernden Märchen.
Der Spielfilm, gehalten in der Magie der Farben der 60er Jahre, ist eine gelungene Auseinandersetzung mit der aktuellen Flüchtlingssituation ohne die bekannte Betroffenheitsrhetorik. Mit nichts in den Händen als simpler Menschenliebe stemmen sich die Protagonisten gegen die brutalen Effekte einer wirtschaftlich- und sozialdarwinistischen Weltordnung.
Art / Violence
Palästina, USA / 2013 / 75 min / Udi Aloni, Batoul Taleb, Mariam Abu Khaled / arabisch, englisch, hebräisch. Original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Ein Künstler wird erschossen. Juliano Mer-Khamis – Friedensaktivist, Regisseur und Schauspieler – starb 2011 vor seinem Theater, im Flüchtlingslager von Jenin. Bis heute wurde der Mord nicht aufgeklärt. Mer-Khamis, Sohn einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters, leitete seit 2006 das Freedom Theatre und spielte mit den Mitteln der Kunst gegen die Hoffnungslosigkeit und die Gewalt im Flüchtlingslager an. Außerdem stellte für ihn das Theater eine Möglichkeit dar, Künstlern, ungeachtet von Nationalität und Geschlecht, eine Bühne zu bieten. Der Film “Art / Violence” dokumentiert die Zeit nach der Ermordung Juliano Mer-Khamis’: Was soll man mit seinem Vermächtnis anfangen? Wie mit den ohnmächtigen Gefühlen der Trauer und Wut umgehen? Wie geht es mit dem Theater weiter? In einer Mischung aus Interviews, Szenen aus dem Theater, Aufnahmen eines Hip-Hop-Konzerts, Rückblicken und Animationen, dokumentiert der Film alte wie neue Theaterprojekte, aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bei ihrer Arbeit begegnen. Dabei ist die Struktur des Dokumentarfilms in drei Kapitel unterteilt, die sich jeweils auf ein Projekt des Freedom Theatre beziehen: Alice im Wunderland, Warten auf Godot und Antigone.
Hintergrundinformationen:
Das Flüchtlingslager von Jenin liegt neben der gleichnamigen Stadt im Norden des seit 1967 von Israel besetzten Westjordanlands. Mit mehr als 12.000 Bewohnern ist es eines der größten palästinensischen Flüchtlingslager. Etwa 42 Prozent sind unter fünfzehn Jahre alt.
Das Freedom Theatre bietet neben einem vielfältigen Kulturprogramm auch Zirkus-, Theater-, Musik-, Video- und Computergruppen für Kinder und Jugendliche an. Seit 2008 betreibt es zudem die erste palästinensische Theaterschule, in der internationale Theater- und Performancefachleute junge Palästinenserinnen und Palästinenser ausbilden.
Weitere Informationen finden auf der Internetseite des Theaters: http://www.thefreedomtheatre.org.
COPINH – Unnachgiebige Rebellion
Honduras, BRD 2016 / 53 min / momo / original mit dt. UT / Im Anschluss Diskussion mit Aktivist/innen von CADEHO – Menschenrechtskette Honduras. Vorab gibt’s ab 19 Uhr lecker Essen gegen Spende.
Honduras gehört weltweit für Menschenrechtsverteidiger zu den gefährlichsten Ländern, es ist geprägt von einer zunehmenden Militarisierung, Korruption, Straflosigkeit und dem Ausverkauf des Landes. Kritsche soziale Bewegungen, die die Natur gegen die rücksichtlose Ausbeutung durch Megaprojekte verteidigen, werden mit Repressionen überzogen. Eine dieser energisch kämpfenden Organisationen ist COPINH. Der Zivile Rat der Basis- und indigenen Organisationen Honduras kämpft seit 23 Jahren, leistet Widerstand und baut Alternativen auf. COPINH ist eine indigene, anti-patriarchale, anti-neoliberale Organisation, die das Wohl der indigenen Gemeinden anstrebt. 200 Gemeinden aus sechs Departements sind in COPINH organisiert. Der Dokumentarfilm zeigt die Vielfalt der Kämpfe sowie den Mut und die würdevolle Rebellion von COPINH. „In diesem energischen Kampf, den COPINH entfacht hat, haben wir durch unsere Autonomie, Selbstbestimmung, unseren Druck und die Mobilisierung gemeinschaftliche Landtitel, Straßen, Schulen und all die Arten von Errungenschaften erreichen können, die wir heute haben.“ (Zitat aus der Doku)
Milliarden für den Stillstand – Die Rolle der EU im Nahostkonflikt
Palästina, BRD / 2015 / 58 min / Sabrina Dittus / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Sabrina Dittus.
Kaum irgendwohin fließen pro Kopf gerechnet, solch hohe Summen an Hilfsgeldern wie nach Palästina. Seit den Oslo-Abkommen von 1993 und 1995 sind es weit über 25 Milliarden US-Dollar. Ihr Zweck: Unterstützung beim Aufbau eines unabhängigen demokratischen Staates Palästina, der Seite an Seite und in Frieden mit Israel existiert. Dieses Mantra wird seit 1993 in tausenden Dokumenten und Broschüren wiederholt. Die EU ist der größte Geber für die Palästinensischen Gebiete.
Doch die Bilanz nach 20 Jahren ist desaströs. Ein Staat Palästina ist ferner denn je, die Situation in den besetzten Gebieten in vielerlei Hinsicht wesentlich schlechter als vor Oslo: Die wirtschaftliche Situation ist prekär, ein Viertel der Bevölkerung lebt in Armut, die Arbeitslosigkeit im Westjordanland liegt bei 17%, im Gazastreifen gar bei 43%, die höchste weltweit. Nur 18% der Westbank stehen unter alleiniger palästinensischer Kontrolle. Und die Menge an Wasser, die die Palästinenser in der Westbank aus eigenen Quellen fördern dürfen, ist nicht, wie im zweiten Oslo-Abkommen von 1995 vorgesehen, gestiegen, sondern gesunken. Trotz Milliarden an Gebergeldern, die in den Wassersektor geflossen sind. Deutschland ist der größte bilaterale Geber im Wassersektor. Nach 22 Jahren internationaler Unterstützung ist die Besatzung nicht beendet, sondern verhärtet.
Der Film untersucht europäische Geberpolitik und Hifsprojekte in den besetzten Gebieten. „Payer, no player“, Geldgeber, aber kein politischer Akteur, das ist mittlerweile ein geflügeltes Wort, wenn es um die Rolle der EU in Nah-Ost geht, auch innerhalb politischer Kreise. „Setzt der europäischen Heuchelei ein Ende“, fordert der ehemalige Sonderbeauftragte für den Nahost-Friedensprozess, Miguel Moratinos. Ansonsten haben wir die große Chance auf Frieden sehr bald verpasst.
We Come as Friends
Frankreich, Österreich 2014 / 104 min / Hubert Sauper / original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Der Film ist eine moderne Odyssee, eine schwindelerregende, sciencefictionartige Reise ins Herz Afrikas. In dem Augenblick, in dem der Sudan, das größte Land des Kontinents, in zwei Nationen aufgeteilt wird, kommt eine alte “zivilisatorische” Pathologie wieder zum Vorschein – die des Kolonialismus, der Zusammenstöße der Imperien und auch neue Episoden blutiger (und heiliger) Kriege über das Land und dessen Ressourcen.
Der Regisseur nimmt uns auf dieser Reise in seiner winzigen, selbstgefertigten Flugmaschine aus Blech und Leinwand mit, führt uns an unwahrscheinliche Orte und in die Gedanken und Träume der Menschen in einer atemberaubenden und herzzerreißenden Weise. Chinesische Ölarbeiter, UN-Friedenstruppen, sudanesische Kriegsherren und amerikanische Evangelisten wirken in diesem Dokumentarfilm ironischerweise auf einer Ebene zusammen. Wenn “die Geschichte sich nicht wiederholt, aber sich reimt”, dann zeugt “We come as friends” von dieser beunruhigenden Wirklichkeit – es ist ein komplexes, tiefgründiges und humorvolles filmisches Bestreben – eine Geschichte von sehr alten und eher unheimlichen Versen.
Der schwarze Nazi
BRD / 2016 / 90 min / Tilman und Karl-Friedrich König / dt. Anschließend Diskussion mit den Filmemacher Tilman und Karl-Friedrich König.
Die Groteske handelt vom Kongolesen Sikumoya. Vor Jahren kam er als politischer Flüchtling nach Deutschland und muss nun die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen, ansonsten droht die Ausweisung. Sikumoya ist Liebhaber der Werke von Goethe und Schiller und schätzt Deutschland als Hort der Kultur. Im Einbürgerungskurs, in der Familie seiner deutschen Freundin und im Alltag wird er mit Vorurteilen und Rassismus konfrontiert.
Sikumoya, dem Bildungsbürger, wirft man immer wieder fehlende Anpassung an “die deutsche Kultur” vor. Er reagiert darauf, indem er sich noch stärker an vorgeblich typisch deutscher Kultur orientiert: eine Deutschlandfahne an der Wand, Thüringer Rostbratwurst zum Mittag und hartes Sprachtraining um seinen Akzent abzustreifen. Doch eine Nazikameradschaft aus der Nachbarschaft und die Schwiegermutter, die ihn nur als Gast in Deutschland akzeptiert, zermürben ihn bis zum Zusammenbruch. Sikumoya wird ins Krankenhaus eingeliefert. Im Koma geschieht die Metamorphose. Als Sikumoya daraus erwacht, ist er der “perfekte Deutsche”. Er überholt die Neonazis einfach von rechts und beginnt ihnen Teile ihrer absurden Ideologie streitig zu machen…
Bouncing Cats
Musical- Dokumentarfilm, 2010, 105 min. Anschließend Diskussion. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Sommerfests von AfroTanz-Leipzig statt.
Uganda, ein von Krisen geschütteltes, von Unruhen und Massakern gequältes Land, hat natürlich auch andere Seiten.
Mit der Gründung des Breakdance Project Uganda (BPU) im Februar 2006 startete in der Hauptstadt Kampala die Idee, die Energien junger Menschen auf Breakdance und Hip Hop zu fokussieren, geleitet von dem Gedanken ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen und Gesellschaft positiv (mit) zu gestalten. Das Projekt soll einen kleinen Teil dazu beitragen, den Nachwuchs und vor allem ein friedliches Miteinander zu fördern. Schließlich ist fast die Hälfte der Bevölkerung des ostafrikanischen Staates unter 15 Jahre alt. Mit Hip-Hop und Breakdance im Mittelpunkt, bringt das Projekt Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen und allen religiösen Hintergründen zusammen. Mehr als 300 von ihnen nehmen Woche für Woche an den kostenlosen Workshops des Projekts teil, die inzwischen auch an anderen Orten Ugandas stattfinden und die Unterstützung internationaler sowie lokaler Künstler erfahren.
Begleitet von dem australischen Filmemmacher Nabil Elderkin und in Kooperation mit einem der Initiatoren des Projekts, Abraham Tekya , enstand im Jahr 2010, die mehrfach ausgezeichnete Dokumentation Bouncing Cats.
Der Film Bouncing Cats enthält neben zahlreichen Aufnahmen von der Arbeit des BPU auch zusätzliche Interviews mit bekannten Hip-Hop-Künstlern wie Mos Def und Common, sowie von anderen Mitbegründern des BPU.
PS: Das Programm des Sommercamps beginnt bereits 11 Uhr und nach dem Film dann bis “open end”.
Chronik einer Revolte – ein Jahr Istanbul
Türkei, BRD / 2015 / 83 min / Biene Pilavci und Ayla Gottschlich / original mit dt. UT., Anschließend Diskussion mit Ayla Gottschlich. Vorab gibt’s ab 19 Uhr lecker Essen gegen Spende.
“Überall ist Taksim – überall ist Widerstand” – unter diesem Motto demonstrierten im Frühsommer 2013 in Istanbul Tausende gegen die Zerstörung des Gezi-Parks. Aus der Demonstration gegen ein Bauprojekt entwickelte sich ein landesweiter Protest gegen die Politik der Regierung Erdogan. Diese schlug die Demonstrationen im Gezi-Park und auf dem nahe gelegenen Taksim-Platz blutig nieder.
Die beiden jungen deutsch-türkischen Filmemacherinnen Biene Pilavci und Ayla Gottschlich drehten damals vor Ort und gerieten dabei selbst in große Gefahr. Dennoch entschieden sie sich, in Istanbul zu bleiben und einige Demonstranten weiter ein Jahr lang bis zu den Parlamentswahlen im August 2014 zu begleiten. “Chronik einer Revolte” ist ein Film über die Hoffnungen, Wünsche, Ängste und den Mut junger Istanbuler, sich für ein freies und selbstbestimmtes Leben einzusetzen. Für Erdogan sind sie bis heute „Capulcus“ – Gesindel.
Krieg und Spiele
BRD / 2016 / 90 min / Karin Jurschick / dt. Anschließend Diskussion mit Frank Rieger (Sprecher Chaos Computer Club) und Aktivist/innen vom Bündnis “Leipzig gegen Krieg”.
Krieg und Spiele rücken im Zeitalter der Drohnentechnologie näher zusammen. Jemen, Mali, Afghanistan, Irak… Unbemannte Kriegsroboter führen immer häufiger Kriegsgefechte ohne unmittelbare Beteiligung von Soldaten – der Prozess wird aus sicherer Entfernung gesteuert, oft an einem Bildschirm, wie in einem Computerspiel.
Künftig könnten künstliche Intelligenzen sogar autonom töten, ohne Befehl und Einschätzung von Piloten. Können Maschinen bessere Entscheidungen treffen als Menschen? Wer trägt dann die Verantwortung? Bedeuten Drohnen Sicherheit, oder sind sie Instrumente der Überwachung? Und wie geht es den Personen im Fadenkreuz? Diesen Fragen geht Filmemacherin Karin Jurschick in Israel, den USA und Deutschland auf den Grund und wechselt dazu auch die Denk- und Erfahrungswelten: Sie spricht mit Computerspielern, Mitgliedern des Militärs, Philosophen, Historiker und Ethikern…
Mirar Morir – Sterben sehen
Mexiko / 2016 / 99 min / Coitza Grecko / original mit engl. UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Am 26. September jährt sich zum dritten Mal die Nacht von Iguala im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero, in der sechs Menschen ermordet, 40 verletzt und 43 Studenten von der Polizei verschleppt wurden. Die 43 verschwundenen Studenten der Escuela Normal Rural „Raúl Isidro Burgos“, einer Hochschule zur Ausbildung von Grundschullehrern, in Ayotzinapa (Guerrero, Mexiko) wurden entführt und später ermordet. Ein Fall, der nationale und internationale Empörung ausgelöst hat, besonderes nachdem eine Untersuchung durch eine unabhängige Gruppe von Expert/innen der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (kurz GIEI) auf gravierende Unregelmäßigkeiten der Untersuchungsarbeit durch die mexikanischen Behörden hinwies. Das Staatsverbrechen ist bis zum heutigen Tage noch nicht aufgeklärt.
Die Dokumentation rekonstruiert die Ereignisse um das Verschwindenlassen der 43 und zeigt, dass hinter diesem Verbrechen Polizei, Militär und politische Eliten stehen. Die Untersuchung dieses Verbrechens ist für ihre vielen Mängel bekannt und wurde so gesteuert, um jegliche Beteiligung der Regierung auf höchster Ebene zu verschleiern. Insbesondere wird versucht, die Armee zu schützen, obwohl es zahlreiche Hinweise gibt, dass mehrere Einheiten, vor allem das 27. Infanterie-Bataillon, Strukturen des organisierten Verbrechens schützen und in politische Repression und Verschwindenlassen von Bürgern involviert sind.
Gedreht wurde die Doku von mexikanischen Journalisten und Film-Aktivist/innen in Zusammenarbeit mit den Eltern und Mit-Studenten der Opfer.
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! – Kundgebung zum Weltfriedenstag
Aus der Geschichte lernen, heißt Widerstand gegen die heutigen Kriege zu organisieren. Friedenskundgebung und kulturelles Rahmenprogramm.
Am 1. September 2017 jährt sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen zum 78sten Mal. Heute stehen deutsche Truppen wieder an der Grenze zu Russland, sind in Afghanistan, vor der Küste Somalias, im Libanon, in Kosovo, in Mali und in zahlreichen weitere Auslandseinsätzen beteiligt. Heute steigen die weltweiten, wie auch die deutschen Rüstungsaufwendungen, der internationale Waffenhandel befinden sich auf einem Rekordhoch und die rassistischen und neonazistischen Provokationen gehen unvermindert weiter. Parallel erleben wir, wie die Bundeswehr in verstärktem Maße an Schulen oder auf Stadtfesten auf Werbetour geht um den Nachwuchs zu rekrutieren. Wir meinen dass dieser Politik entschlossener zivilgesellschaftlicher Widerstand entgegenzusetzen ist.
Das Bündnis “Leipzig gegen Krieg” ruft zur Teilnahme an der Kundgebung am Weltfriedenstag auf. Beginn ist um 17 Uhr vor der Nikolaikirchhof.
Bündnis “Leipzig gegen Krieg”: http://www.leipzig-gegen-krieg.de.
Aktionstage gegen Kampfdrohnen – Stopp Ramstein
Friedenscamp, Musikfestival, Friedenskonferenz, Menschenkette und Demonstration für ein Ende der Drohnenkriege und die Schließung der Air Base Ramstein. – Es fahren 3 Busse aus Leipzig.
Der US-Militärstützpunkt Ramstein ist ein zentrales Drehkreuz für die Vorbereitung und Durchführung völkerrechtwidriger Angriffskriege. Die meisten tödlichen Einsätze US-amerikanischer Kampfdrohnen, u.a. in Irak, Afghanistan, Pakistan, Jemen, Syrien und zahlreichen afrikanischen Ländern, werden über die Satellitenrelaisstation auf der Air-Base Ramstein in Rheinland-Pfalz durchgeführt.
Drohnenpiloten auf verschiedensten Militärbasen nutzen Ramstein für die Steuerung der Killerdrohnen in weltweiten und illegalen Kriegseinsätzen. In Ramstein analysieren und aktualisieren ca. 650 Mitarbeiter/innen ständig die Überwachungsdaten der vermeintlichen Zielpersonen und leiten ihre Daten dann weiter.
Die US-Regierung hat mittels Drohnen in Pakistan, Jemen und Somalia fast 5000 Menschen außergerichtlich getötet sowie über 13.000 im Afghanistan-Krieg. Ungezählte Opfer gab es durch US-Drohnen im Irak, in Syrien und in Libyen. Die große Mehrzahl der Opfer waren Unbeteiligte wie Frauen, Kinder und alte Menschen. Die Mordbefehle werden per Joystick über die Satelliten-Relaisstation in Ramstein an die jeweiligen Drohnen übermittelt. Ohne Ramstein würde der gesamte Drohnenkrieg auf unbestimmte Zeit empfindlich behindert. Zugleich war Ramstein logistisch unverzichtbar für die Durchführung des brutalen NATO-Kriegs in Afghanistan und des US-Angriffskriegs in Irak. Gleiches gilt für drohende Interventionskriege, einschließlich an den Grenzen zu Russland.
Die Komponenten des US-Raketenabwehrschildes sind in verschiedenen NATO-Staaten stationiert, eine seiner Befehlszentralen ist in das AIRCOM, das Hauptquartier aller NATO-Luftwaffen, auf der US-Air Base Ramstein integriert.
Außergerichtliches Töten von BürgerInnen anderer Staaten auf deren Territorien verstößt nicht nur gegen die Menschenrechts-Charta der UNO und gegen das Völkerrecht, sondern auch – wenn das Verbrechen von deutschem Hoheitsgebiet ausgeht – gegen das Grundgesetz. Das wollen wir nicht länger hinnehmen.
Wir fordern daher vom Deutschen Bundestag und von der Bundesregierung, den USA die Nutzung von Ramstein als Basis zur Drohnenkriegsführung zu verbieten und die Satelliten-Relaisstation zu schließen, zugleich selbst auf die Anschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr zu verzichten und die Einführung von Kampfrobotern im Militär zu ächten, sowie die illegalen Ausspähpraktiken der NSA in Zusammenarbeit mit dem BND, wofür Ramstein ein Kristallisationspunkt ist, zu beenden.
Ohne persönlichen Einsatz und demonstrative Aktionen kann die brandgefährliche Militärpolitik der Bundesregierung und die Kriegshandlungen der US/NATO nicht gestoppt werden.
Deswegen findet in diesem Jahr zwei Wochen vor der Bundestagswahl vielfältige Friedensaktionen mit dem Fokus auf die Air Base statt. Von Leipzig aus wird es eine gemeinsame Anreise geben organisiert vom Bündnis “Leipzig gegen Krieg” und Attac.
Mitfahren: Übersicht über die Busse von und nach Leipzig (pdf): http://www.ramstein-kampagne.eu/wp-content/uploads/2017/07/2017_07_28-A5_Flyer_STOPP-RAMSTEIN_Busreise.pdf.
Das Leipziger Netzwerk “Leipzig gegen Krieg”: http://www.leipzig-gegen-krieg.de.
Die Kampagnenseite: https://www.ramstein-kampagne.eu/.
Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defence
Schweden / 2014 / 89 min / Göran Olsson / original mit UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen. Achtung: Der Film fällt aufgrund des Regenwetters aus und wird am 11.10.17 nachgeholt.
Auf der Grundlage von Frantz Fanons berühmtem Buch “Die Verdammten dieser Erde“ erzählt der Film von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führen sollten. Erneut konzentriert sich Olsson dabei auf Archivmaterial, das schwedische Dokumentarfilmer und Fernsehjournalisten zwischen 1966 und 1984 in Afrika aufgenommen haben. Aufnahmen von der Befreiungsbewegung in Angola, der Frelimo in Mozambique und dem Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau werden dokumentarische Bilder von schwedischen Missionaren in Tansania und einem Streik in einer schwedischen Mine in Liberia gegenübergestellt.
Die Musikerin Lauryn Hill erweckt die polarisierenden Texte Fanons zum Leben, die das Bildmaterial strukturieren und kommentieren. Ein Blick auf heutige Konflikte, die entlang der alten Kolonialgrenzen schwelen, zeigt, dass Afrika auch über 50 Jahre nach Fanons Tod die Folgen der jahrhundertelangen europäischen Raubzüge und Interventionen noch lange nicht überwunden hat.
I am not your negro
USA,F,BE,CH / 2017 / 95 min / Raoul Peck / dt. Version Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen. Achtung der Film fällt wegen des unbeständigen Wetters leider aus. Wir holen die Veranstaltung zu späterem Zeitpunkt nach (wahrscheinlich Ende Oktober / Anfang November).
Im Juni 1979 beginnt der bedeutende US-Autor James Baldwin seinen letzten, unvollendet gebliebenen Text „Remember This House“. Mit persönlichen Erinnerungen an seine drei ermordeten Bürgerrechtler-Freunde Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King und Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als Schwarzer schreibt er die Geschichte Amerikas neu.
Raoul Peck inszeniert die 30 bislang unveröffentlichten Manuskriptseiten mit einer fulminanten Collage von Archivfotos, Filmausschnitten und Nachrichten-Clips: die Boykottinitiativen und den Widerstand gegen die Rassentrennung in den 1950er- und 60er-Jahren, die Unsichtbarkeit von Schwarzen in den Kinomythen Hollywoods, afroamerikanische Proteste gegen weiße Polizeigewalt bis in die jüngste Gegenwart, Baldwins kompliziertes Verhältnis zur Black-Power-Bewegung, den paranoiden Blick eines FBI-Berichts auf dessen Homosexualität. Ein prägnanter und verstörender Essay über die bis heute vom Mainstream weitgehend ausgeblendete Wirklichkeit schwarzer Amerikaner.
Der Bau der Intrige – Über Filme die was machen
Wir zeigen an diesem Abend gemeinsam mit dem D21 Kunstraum zwei Filme: El Complejo (von Claudia del Fierro) und Mencer Ñi Pewma von Francisco Huichaqueo). Zum anschließenden Gespräch werden Francisco Huichaqueo und Montserrat Rojas Corradi anwesend sein.
„Der Bau der Intrige – über Filme, die was machen“ lotet die Möglichkeiten eines aktivistischen Kinos aus. Die Veranstaltung zeigt aktuelle experimentelle Filme aus Chile.
Claudia Del Fierro erkundet filmisch und performativ die Verschränkungen von Politik und Gedächtnis. Ihre künstlerische Praxis involviert häufig Aktionen und öffentliche Interventionen, die Situationen zuspitzen und die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation verschwimmen lassen. Für „El Complejo“ setzt sie die Archäologie als politisches Mittel ein.
Francisco Huichaqueos Filme beschäftigen sich mit dem politischen Kampf der Mapuche in Chile um Rechte. Sie sind durchdrungen von den spirituellen Regeln, die den Alltag und das Zusammenleben der Mapuche bestimmen und zeigen soziale, historische und kulturelle Landschaften und Weltanschauungen. Träume stehen oft im Zentrum seiner Filme, sie sind in der Kultur der Mapuche wichtig als Prophezeiung und Richtungsweiser.
Montserrat Rojas Corradi lebt in Santiago de Chile und ist Kuratorin und Autorin. Im D21 Kunstraum ist vom 8.9.– 15.10.2017 die von ihr kuratierte Ausstellung »Constitución 1989« zu sehen.
Zur Filmreihe auf den Seiten der D21.
Vom töten leben
BRD / 2016 / 90 min / Wolfgang Landgraeber / dt. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen vom Bündnis “Leipzig gegen Krieg” und dem Filmemacher Wolfgang Landgraeber.
Den deutschen Rüstungs- und Waffenproduzenten geht es gut. Die Bundesrepublik nimmt seit Jahren einen der Spitzenplätze beim weltweiten Rüstungsexport ein. Mit den Ankündigungen der Verdopplung des Rüstungshaushaltes in den kommenden Jahren – auch für die eigene Armee – braucht sich die Rüstungsindustrie offenbar keine Sorgen um fehlende Aufträge zu machen. Aber wie gehen wir damit um, wenn hierzulande Waffen produziert werden die in alle Konfliktregionen der Welt exportiert werden? Ziehen wir dadurch nicht selbst am Abzug und haben somit Blut an unseren Händen? Was ist mit denen die im Rüstungssektor arbeiten? Wie können Menschen vom Töten leben, indem sie seit vielen Generationen Kriegswaffen herstellen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Dokumentarfilm am Beispiel Oberndorfs.
Die 14.000-Einwohner-Stadt am Ostrand des Schwarzwaldes sieht sich mit einer schleichenden Krise konfrontiert. Das Stadtbild zeigt es: verfallende Häuser, geschlossene Geschäfte. Zwei Drittel der Arbeitsplätze sind in den beiden Rüstungsbetrieben Mauser und Heckler seit den 80er Jahren verloren gegangen. Für manchen Oberndorfer liegt ein Fluch über der Stadt, seit der König von Württemberg 1812 befahl, im ehemaligen Augustinerkloster eine Gewehrfabrik einzurichten.
Der Filmemacher Wolfgang Landgraber wird im Anschluss mit uns und den Gästen diskutieren. Bereits in den 80er Jahren hatte er einen, in Westdeutschland vielbeachteten Film über die Waffenschmiede Heckler & Koch gedreht. Nun setzt er dort an, wo er die Dokumentation damals, auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung, enden ließ. Hat sich seitdem etwas geändert? Im Film werden Mitglieder der damaligen Friedensgruppen, Gewerkschafter und Pfarrer aufgesucht und befragt. Ebenfalls zu Wort kommen Mitarbeiter des Rüstungskonzerns, welcher die weltweit von Militärs und Terroristen gleichermaßen geschätzten Sturmgewehre G3 und G36 hergestellt. Der Film zeigt Kriegsschauplätze im Nahen Osten, in Afrika und auf dem Balkan, wo mit H&K-Waffen erbittert gekämpft wurde und wird. Viele Millionen Menschen haben durch Mauser- und H&K-Waffen ihr Leben eingebüßt – durchschnittlich alle 15 Minuten kommt nach Schätzungen von Rüstungsgegnern einer hinzu. Tatsachen, die die meisten in der Waffenindustrie arbeitenden Menschen nicht akzeptieren wollen. Für sie wiegen die friedenserhaltenden Effekte der Rüstungsproduktion gleich schwer.
Muros / Walls – Getrennte Welten
Spanien / 2015 / 83 min / Pablo Iraburu, Migueltxo Molina / original mit dt. UT Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen.
Noch nie in der Geschichte gab es so viele Mauern und Zäune zwischen Ländern wie heute. Sie trennen Menschen nach wie vor überall auf der Welt in Gewollte und Ungewollte, in Arme und Reiche. An der Grenze zwischen Mexiko und den USA, zwischen Marokko und Spanien, zwischen Simbabwe und Südafrika sowie an vielen anderen Orten sind die Bewachung der Zäune an der Tagesordnung.
Befürworter und Kritiker der Grenzsicherungen diskutieren immer wieder über wirtschaftliche, politische und religiöse Rechtfertigungen. Die Dokumentation porträtiert das Leben nahe der Grenze anhand dreier Beispiele und begleitet Menschen, die die Mauern bewachen oder eben diese unbedingt überwinden wollen.
Der lange Weg nach Deutschland
Syrien, BRD / 2016 / 35 min / original mit dt. UT. / Vortrag von Mouhamed Alazawe mit anschließendem Film und Diskussion.
Viele Medienberichte zeigen Bilder von Geflüchteten an einzelnen Etappen ihres Weges nach und durch Europa. Aber wie haben die Menschen in diesen Bildern ihre Flucht erlebt? Was wissen wir überhaupt über Syrien und wie ist die politische Situation heute?
Mit dem Film „Der lange Weg nach Deutschland“ wird die Flucht zweier syrischer Brüder von der Türkei nach Deutschland aus der Perspektive der Geflüchteten gezeigt. Gemeinsam mit seinem Bruder hat Hamed al Hamed seine Flucht mit einer Handy-Kamera festgehalten und in einem Film verarbeitet. Der Filmvorführung geht ein Vortrag über die politische Situation in Syrien mit Einblicken in Kultur, Landschaft und Gesellschaft vor dem Krieg, zur Situation heute und mit Ausblicken für die Zukunft, voraus.
Sonderveranstaltung: Lets make money
Österreich / 2008 / 110 min / Erwin Wagenhofer / original mit dt. UT. Der Film ist aufgrund des Regenwetters im Open-Air Kino am 10.08. ausgefallen und die Veranstaltung wird nun an dieser Stelle an der Uni Leipzig im Rahmen der Kritischen Einführungswochen nachgeholt.
Der Dokumentarfilm folgt dem Weg unseres Geldes, dorthin wo spanische Bauarbeiter, afrikanische Landarbeiterinnen oder indische Arbeiterinnen unser Geld vermehren und selbst bettelarm bleiben. Der Film zeigt uns die gefeierten Fondsmanager, die das Geld ihrer Kundinnen und Kunden jeden Tag aufs Neue anlegen. Zu sehen sind Unternehmer, die zum Wohle ihrer Aktionäre ein fremdes Land abgrasen, solange die Löhne und Steuern niedrig und die Umwelt egal ist.
Der Film zeigt uns mehrere Ebenen des Finanzsystems. Wir erfahren auch, warum es auf dem Globus zu einer unglaublichen Geldvermehrung gekommen ist. Wir lernen deren Konsequenzen für unser Leben kennen. Täglich werden Milliardensummen, die möglichst hoch verzinst werden sollen, mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus transferiert. Doch dieser “Ausverkauf” von sozialen Errungenschaften wie Gesundheitssystem, Pensionswesen, Energieversorgung und öffentlicher Verkehr passiert nicht nur in der fernen “dritten” Welt. Wir alle sind direkt davon betroffen. Und genau davon handelt der Film: Wir erleben keine Finanzkrise, sondern eine Gesellschaftskrise.
This is not a coup – just another day in the EU
Dokumentarfilm, Regie: Aris Chatzistefanou / Aris Triandafyllou, Griechenland 2016, 80 min., original mit dt.UT. Anschließend Diskussion mit Aris Chatzistefanou.
Beim Referendum im Juli 2015 sagten die Menschen in Griechenland mit überwältigender Mehrheit „Nein – OXI“ zur Fortsetzung der europäischen Verarmungspolitik. Nur eine Woche später wurde die Syriza-Regierung von den europäischen Eliten gezwungen, genau diese abgelehnte Politik fortzuführen. Viele sprachen von „mentalem waterboarding“, dem Alexis Tsipras in dieser Nacht ausgesetzt worden sei. Soziale Bewegungen prägten den Slogan „This is a Coup“ – „Das ist ein Putsch“.
Der Film nimmt diese Ereignisse zum Ausgangspunkt und stellt sie in einen größeren Zusammenhang: Wie funktioniert der Euro und wessen Interessen dient er? Welche Ziele verfolgt die europäische Kürzungspolitik? Wie wurden die sogenannten Rettungsprogramme in Irland, Portugal und Zypern durchgesetzt? Welche Rolle spielt die EZB? Fazit: Das war kein Putsch, sondern gängige Praxis der EU-Institutionen.
Art War
Ägypten, BRD / 2013 / 93 min / Marco Willms / original mit dt. UT Vorab: lm Vorprogramm werden die neuesten Sukuma-Award Spots vorgestellt. Denn Kunst – egal ob als Graffiti oder als entwicklungspolitischer Kurzfilm – ist eine Waffe. – Anschließend Diskussion mit Mohamed Okasha.
“Art War” begleitet junge Künstler vom arabischen Frühling 2011 bis zur finalen Parlamentswahl 2013. Der Film erzählt von der Explosion ihrer Kreativität nach der Diktatur Mubaraks und zeigt, wie sie lernen, Kunst in noch nie gesehener Weise als Waffe im Kampf für ihre unvollendete Revolution einzusetzen.
Ihre großformatigen Graffitis und Gemälde erzählen von Unterdrückung und Aufbruch, Elektropunk und Rap liefern den Soundtrack zum Lifestyle der ägyptischen Revolutionsjugend.
Concerning Violence – Nine Scenes from the Anti-Imperialistic Self-Defence
Schweden / 2014 / 89 min / Göran Olsson / original mit UT. Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen. Der Film ist im Open Air Kino am 6.9. aufgrund des Regenwetters ausgefallen und wird an dieser Stelle im Rahmen der Kritischen Einführungswochen an den Leipziger Hochschulen nachgeholt.
Auf der Grundlage von Frantz Fanons berühmtem Buch “Die Verdammten dieser Erde“ erzählt der Film von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führen sollten. Erneut konzentriert sich Olsson dabei auf Archivmaterial, das schwedische Dokumentarfilmer und Fernsehjournalisten zwischen 1966 und 1984 in Afrika aufgenommen haben. Aufnahmen von der Befreiungsbewegung in Angola, der Frelimo in Mozambique und dem Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau werden dokumentarische Bilder von schwedischen Missionaren in Tansania und einem Streik in einer schwedischen Mine in Liberia gegenübergestellt.
Die Musikerin Lauryn Hill erweckt die polarisierenden Texte Fanons zum Leben, die das Bildmaterial strukturieren und kommentieren. Ein Blick auf heutige Konflikte, die entlang der alten Kolonialgrenzen schwelen, zeigt, dass Afrika auch über 50 Jahre nach Fanons Tod die Folgen der jahrhundertelangen europäischen Raubzüge und Interventionen noch lange nicht überwunden hat.
Der Kuaför aus der Keupstraße
BRD / 2015 / 97 min / Andreas Maus / original mit dt. UT Anschließend Diskussion mit Massimo Perinelli und Aktivist/innen von der Initiative “Keupstraße ist überall”.
Der Film erzählt die Geschichte des Nagelbombenanschlags vor einem türkischen Frisörsalon in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004. Er konzentriert sich dabei auf die Folgen für die Opfer und ihre Angehörigen, gegen die als Hauptverdächtige jahrelang ermittelt wurde. Der Film rekonstruiert die Ermittlungen der Polizei anhand der Verhörprotokolle und es wird deutlich, dass als Täter für die Polizei vor allem die Opfer in Frage kamen. Ein ausländerfeindliches Motiv wurde weitestgehend ausgeblendet. Erst Jahre später wurde der Anschlag dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeordnet.
Auf eindrückliche Weise zeigt der Film wie tiefgreifend der Bombenanschlag, aber auch die Verdächtigungen danach, das Leben im Kölner Stadtteil Mülheim erschüttert haben. So wie in Köln wurden auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Angehörigen und ihr Umfeld verdächtigt. Der Film eröffnet die Diskussion über die Frage einer strukturellen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland auf eine neue Art, nämlich aus der Perspektive der Betroffenen.
Shadow War in the Sahara
Frankreich / 2014 / 52 min / Bob Coen und Eric Nadler / original mit UT (oder evtl. dt. Version) Anschließend Diskussion u.a. mit Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung.
“Schattenkrieg in der Sahara” erforscht die wahren Hintergründe des Mali-Konflikts und legt dar, welche Interessen sich hinter der Destabilisierung einer ganzen Region verbergen. Wird die Sahara im 21. Jahrhundert zum Schlachtfeld eines drohenden Krieges um Ressourcen? Der Film analysiert die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Parteien in diesem Konflikt um Erdöl, Erdgas, seltene Erden und unter dem Wüstensand verborgene Wasserreservoirs.
Die Spurensuche führt vom Einsatzgebiet der französischen Armee in die Salons der Londoner Bankiers, von den Flüchtlingslagern in Burkina Faso bis ins Pentagon. In der Sahara, von Libyen bis Mali, haben längst neue Kriege um wertvolle Ressourcen begonnen.
Themenseite zu Mali bei der Informationsstelle Militarisierung: http://www.imi-online.de/category/regionen/afrika/westafrika/mali/.
Sonderveranstaltung: Das grüne Gold
Schweden, Finnland, BRD / 2016 / 80 min / Regie: Joakim Demmer, original mit dt. UT. Im Anschluss Diskussion mit Aktivist/innen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Kritischen Einführungswochen an den Leipziger Hochschulen statt.
Weltweit gibt es einen massiven kommerziellen Ansturm auf Ackerland – das neue grüne Gold. Die Auswirkungen spüren Hunderttausende von Menschen in den Entwicklungsländern. In Äthiopien, das von Hungersnot betroffenen ist, verpachtet die Regierung Millionen Hektar Land an ausländische Investoren, in der Hoffnung auf Exporteinnahmen. Aber der Traum vom Wohlstand hat noch eine Schattenseite – die größte Zwangsvertreibung in der heutigen Zeit, eine bösartige Spirale der Gewalt. Dunkle Tage für die Meinungsfreiheit. Diese Katastrophe wird mit Milliarden von Entwicklungsgeldern von Institutionen wie der Weltbank mit verursacht.
Der Dokumentarfilm entwickelt sich schnell zu einem Thriller, der aus den entlegensten Winkeln Äthiopiens über die globalen Finanzmetropolen letztendlich wieder zu uns zurückführt.
Kemtiyu: Séex Anta – Cheikh Anta
Senegal / 2016 / 96 min / Ousmane William Mbaye und Laurence Attali / original mit engl UT Anschließend Diskussion mit Isabell Pfaff (Süddeutsche Zeitung).
“Der universelle Mensch”, “Der Gigant des Wissens”, “Der letzte Pharaoh”, das waren die Schlagzeilen am Tag nach seinem Tod am 7. Februar 1986. 30 Jahre später zeichnet KEMTIYU ein Portrait Cheikh Anta Diops: Bahnbrechender Wissenschaftler mit unersättlichem Wissensdurst und aufrichtige und hellsichtige politische Führungspersönlichkeit, von einigen verehrt, von anderen verschrien, und den meisten unbekannt.
Dieser Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich sein ganzes Leben für Wahrheit und Gerechtigkeit eingesetzt hat, um das historische Bewusstsein und die Würde Afrikas wieder herzustellen.
I am not your negro
USA,F,BE,CH / 2017 / 95 min / Raoul Peck / dt. Version Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen. Die Veranstaltung ist im Open-Air-Programm der globaLE im Sommer aufgrund des Wetters im Rabet leider ausgefallen und wird an dieser Stelle nachgeholt.
Im Juni 1979 beginnt der bedeutende US-Autor James Baldwin seinen letzten, unvollendet gebliebenen Text „Remember This House“. Mit persönlichen Erinnerungen an seine drei ermordeten Bürgerrechtler-Freunde Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King und Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als Schwarzer schreibt er die Geschichte Amerikas neu.
Raoul Peck inszeniert die 30 bislang unveröffentlichten Manuskriptseiten mit einer fulminanten Collage von Archivfotos, Filmausschnitten und Nachrichten-Clips: die Boykottinitiativen und den Widerstand gegen die Rassentrennung in den 1950er- und 60er-Jahren, die Unsichtbarkeit von Schwarzen in den Kinomythen Hollywoods, afroamerikanische Proteste gegen weiße Polizeigewalt bis in die jüngste Gegenwart, Baldwins kompliziertes Verhältnis zur Black-Power-Bewegung, den paranoiden Blick eines FBI-Berichts auf dessen Homosexualität. Ein prägnanter und verstörender Essay über die bis heute vom Mainstream weitgehend ausgeblendete Wirklichkeit schwarzer Amerikaner.
Wovon träumt das Internet?
USA / 2016 / 98 min / Werner Herzog / original mit dt. UT Anschließend Diskussion mit Aktivist/innen vom Chaos Computer Club.
Mit derselben Neugier und demselben Einfallsreichtum mit denen er sich vorher der Erde und ihren Bewohnern widmete, wendet sich Werner Herzog nun dem Internet zu, erzählt von dessen Anfängen und erkundet das World Wide Web bis in den letzten Winkel.
In Zusammenarbeit mit NetScout Systems, einem Anbieter für Sicherheitsprogramme und Service Assurance, zeigt der Dokumentarfilm durch augenöffnende Gespräche mit Fachleuten überall auf der Welt, wie das Internet unsere Welt verändert hat. Denn das Web ist aus unserem Alltag mittlerweile nicht mehr wegzudenken und beeinflusst so verschiedene Bereiche wie Entwicklung, Handel, Erziehung, Ausbildung, Gesundheitswesen, Technologie und sogar die persönlichen Beziehungen der Menschen.
Code of survival – Das Ende der Gentechnik
BRD / 2017 / 90 min / Bertram Verhaag / dt. Anschließend Diskussion mit dem Filmemacher Bertram Verhaag.
Millionen Tonnen von Monsantos „Roundup“, mit seinem Hauptwirkstoff Glyphosat, werden Jahr für Jahr weltweit auf Felder ausgebracht. Diese Giftwaffe wird jedoch stumpf, denn die Natur bildet resistente Unkräuter, die sich in biblischen Ausmaßen vermehren und nun ein Superwachstum an den Tag legen, das Nutzpflanzen überwuchert und abtötet.
Dieser Form der zerstörerischen Landwirtschaft setzen wir drei nachhaltige Projekte entgegen: Die Teeplantage AMBOOTIA in Indien, in der überwältigenden Landschaft von Darjeeling/Himalaya. In 2000m Höhe erleben wir, wie nachhaltige ökologische Landwirtschaft eine ganze Region rettet. Die ökologische Anbauweise verhindert das Abrutschen der durch den Kunstdüngereinsatz erkrankten Teegärten. Das Projekt SEKEM des alternativen Nobelpreisträgers Ibrahim Abouleish, der vor 40 Jahren inmitten der Wüste seine biologische Farm gründete. SEKEM beweist eindrücklich, wie man Wüste in fruchtbaren Boden verwandeln kann und wir zeigen wie es funktioniert.
Im Inneren Kreis
BRD / 2017 / 83 min / Claudia Morar und Hannes Obens. / dt. Anschließend Diskussion mit den Filmemacher/innen Claudia Morar und Hannes Obens. * * * Danach ab 23 Uhr: GlobaLE Soli-Party * * *
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte staatlicher Undercover-Einsätze in der linken Szene aus unterschiedlichen Perspektiven. Iris P. führte enge Freundschaften und ging intime Beziehungen mit Menschen ein, die sie zugleich ausspionierte. Als Verdeckte Ermittlerin “Iris Schneider” forschte sie jahrelang die linke Szene und die “Rote Flora” in Hamburg aus. Nach ihrer medienwirksamen Enttarnung im Jahr 2014 flogen innerhalb von 18 Monaten zwei weitere Verdeckte Ermittlerinnen in Hamburg auf. Auch sie arbeiteten mit ähnlichen Methoden und waren viele Jahre undercover in der linken Szene unterwegs.
Auf der einen Seite schildern Menschen aus dem Umfeld der Roten Flora in Hamburg sowie ehemalige Studierende der Heidelberger Universität die Auswirkungen der Überwachung, auf der anderen Seite begründen die staatlichen Verantwortlichen die verdeckten Einsätze. Der Film fragt: Welche Folgen hat Überwachung für den Einzelnen und für die gesamte Gesellschaft? Wie frei können überwachte Menschen sein?
Präsentation zur Ausstellungseröffnung: Vergessene Geschichte
Ausstellungseröffnung: “Vergessene Geschichte” – Berufsverbote – Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland / Vortrag und Vorstellung der Ausstellung und Diskussion mit Cornelia Booß-Ziegling und Rolf Günther. Eine gemeinsame Veranstaltung von Attac Leipzig und dem Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverband Leipzig (SDS).
Die Ausstellung über Berufsverbote stellt ausführlich den sog. Radikalenerlass mit seinen insbesondere innenpolitischen Folgen und Langzeitauswirkungen dar. Er wird eingeordnet in die deutsche Geschichte, die seit dem Kaiserreich über die Weimarer Republik und die Nazi-Diktatur bis zur Bonner Republik gekennzeichnet ist durch Repressionen gegen linke Oppositionelle. Ebenso wird kritisch Bezug genommen auf die parallel dazu verlaufene Entwicklung der Inlandsgeheimdienste – z. B. auch des sog. Verfassungsschutzes –, die durch Bespitzelung den Behörden jeweils die Grundlagen für Kriminalisierung, Verfolgung und später dann auch die Berufsverbote geliefert haben.
Die Ausstellung will Menschen – vor allem der jüngeren Generation – über den sog. Radikalenerlass informieren und dieses unrühmliche Kapitel bundesdeutscher Nachkriegsgeschichte vor dem Vergessen bewahren. Sie möchte anregen zu einer Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft über Grund- und Menschenrechte wie z. B. Meinungsfreiheit und – damit in Zusammenhang stehend und ganz aktuell – Rolle und Nutzen von Inlandsgeheimdiensten.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 13. – 24.11. im Foyer des Neuen Augusteum der Universität Leipzig.
Die immer noch vergessenen Justizopfer des Kalten Krieges. Ein verdrängtes Kapitel westdeutscher Frühgeschichte
Film- und Themenabend begleitend zur Ausstellung “Vergessene Geschichte” – Berufsverbote – Politische Verfolgung in der Bundesrepublik Deutschland / Vortrag, Kurzfilm (Ein Staat sah rot) und Diskussion mit Dr. Rolf Gössner (u.a. Internat. Liga für Menschenrechte). Eine gemeinsame Veranstaltung von Attac Leipzig und dem SDS Leipzig.
Die Veranstaltung findet begleitend zur Ausstellung “Vergessene Geschichte” statt. Einerseits soll es um eine historische Betrachtung der Repressionen des Staates gegenüber Oppositionellen gehen: In der kurzen Film-Dokumentation kommen beispielsweise Frauen und Männer zu Wort, die wegen ihrer Mitgliedschaft in der KPD teilweise bereits in der Nazi-Zeit und als Überlebende nach der Befreiung unter Adenauer noch vor, meist nach dem KPD-Verbot vom 17. August 1956, erneut zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Andererseits sollen aber auch die Parallelen zur heutigen Situation gezogen werden und darauf eingegangen werden, weshalb uns dieses Thema heute, bei einem Staat der seinen Überwachungs- und Repressionsapparat stetig ausbaut, beschäftigen sollte.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 13. – 24.11. im Foyer des Neuen Augusteum der Universität Leipzig.
Sonderveranstaltung: Von Lateinamerika lernen?
Vortrag und Diskussion mit Dr. Pedro Paez (Ecuador) über die konservative Restauration in Lateinamerika und die Chancen für ein alternatives Währungs- und Finanzsystem. Eine gemeinsame Veranstaltung von Attac Leipzig, der globaLE und dem SDS Leipzig.
Das internationale Handels- und Finanzsystem ist weiterhin in keinem guten Zustand. Umso wichtiger wurden die Ansätze eines alternativen Währungs- und Finanzsystems, die in Lateinamerika begannen beobachtet. Durch eine gemeinsame Währung („Sucre“) und die neue internationale Banco del sur (Bank des Südens) sollte die Dominanz des US-Dollars gebrochen werden. So sollten die Manipulationen an Öl- und Goldmärkten, die Rohstoffländer wie Russland und Venezuela destabilisieren, unterlaufen werden. Zu dem US-dominierten Freihandelsplan für Gesamtamerika (ALCA), sollte ALBA, die „Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerikas“ als Gegenprojekt aufgebaut werden.
Die Linksregierungen in Lateinamerika wollten damit eine Abkehr von der weltweit herrschenden neoliberalen Politik eröffnen und sich mit alternativen Modellen und Strukturen aus der Abhängigkeit von den westlichen Industrieländern befreien. Einer der federführend dabei war, ist Pedro Paez.
Mit großem Interesse in der ganzen Welt wurden in der Vergangenheit die vielen fortschrittlichen Ansätze einer alternativen Wirtschafts- und Sozialpolitik auf dem südamerikanischen Kontinent verfolgt. Inzwischen ist Ernüchterung eingetreten: In Argentinien und Brasilien sind erneut konservative Kräfte an der Macht. Auch in Peru und Paraguay sind die Linksregierungen abgewählt. In Venezuela steht Präsident Nicolás Maduro unter starkem Druck der Oberschicht und der USA. Auch in Ecuador gibt es erhebliche Unruhe innerhalb der gemäßigt linken Regierung Lenin Morenos.
Wie steht es um die aktuelle Lage der globalen Finanzmärkte, bisherige Erfolge und die Chancen für Alternativen zum Neoliberalismus in Lateinamerika? Fragen, die auch für die Länder des Nordens bedeutend sind und deren Beantwortung Hilfestellungen bei der Entwicklung von weltweiten Alternativen sind.
Dr. Pedro Paez war fünf Jahre Leiter der Marktaufsichtsbehörde und Beauftragter Ecuadors zur Entwicklung einer neuen Finanzmarktarchitektur für Lateinamerika. Der Vordenker aus Ecuador zählt zu den einflussreichsten Ökonomen Südamerikas. Mit Nobelpreisträger Joseph Stiglitz entwickelte er Vorschläge für die Reform des globalen Finanzsystems. Er ist Mitglied der UNO-Expertenkommission über die Reformierung des internationalen Währungs- und Finanzsystems.