Die 11. globaLE fand vom 6. August bis zum 15. Oktober 2015 statt. Außerhalb dieses Zeitraums fanden außerdem noch einige Sonderveranstaltungen in Kooperation mit befreundeten Initiativen statt.
Hier das Plakat von 2015.
Premiere: Io sto con la sposa (An der Seite der Braut)
Dokumentarfilm, Regie: Antonio Augugliaro, Gabriele Del Grande, Khaled Soliman Al Nassiry, Italien 2014, 89 min., italienisch/arabisch/englisch m. deutschem UT
Der Film erzählt die wahre Geschichte von fünf geflüchteten Menschen, wie sie die Geschichte vieler an den europäischen Außengrenzen ist – bis diese nach Mailand kommen und beschließen, ihre Geschichte selbst zu schreiben. Eine 3 000 km lange Reise von Mailand nach Stockholm. 5 syrische Flüchtlinge, die mit einer inszenierten Hochzeit 5 europäische Grenzen „illegal“ überschreiten. 3 Filmemacher, die sich der Beihilfe zur illegalen Grenzüberschreitung strafbar machen. 100.000€ Crowdfundingunterstützung. Dauerhaft ausverkaufte Kinosäle in vielen italienischen Großstädten. Eine Geschichte über die Flucht erzählt durch die Geflüchteten.
Filmhomepage mit weiteren Informationen.
Im Anschluß Diskussion mit den Filmemacher/innen.
Dieser Filmabend ist Teil eines gemeinsamen Wochenendprojekts (zu dem auch ein zweitägiger Chorworkshop zählt – hier mehr) welches von der Freien Theatergruppe Leipzig, der globaLE und anderen organisiert wird und mit freundlicher Unterstützung durch das Neue Schauspiel, der Stiftung weiterdenken und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen außerhalb des regulären globaLE Programms stattfindet.
Premiere: Wer Rettet Wen?
Dokumentarfilm, Regie: Leslie Franke und Herdolor Lorenz, BRD 2015, 90 min., deutsch
Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit: Seit Jahren werden Banken und Länder gerettet. Politiker schaffen immer neue Rettungsfonds, während mitten in Europa Menschen wieder für Hungerlöhne arbeiten. Es wird gerettet, nur keine Rettung ist in Sicht. Der Film „Wer Rettet Wen“ zeigt, wer dabei wirklich gerettet wird: Nie ging es um die Rettung der Griechen, nie um die der Spanier oder Portugiesen. Stets geht es nur um das Wohl der Hauptverdiener an diesen Krisen: den dort mit hochriskanten Spekulationen engagierten Banken. Steuerzahlern und sozial Benachteiligten hingegen werden bis heute alle milliardenschweren Risiken zugemutet! Für große Banken ist die Finanzkrise dagegen vor allem ein Geschäftsmodell.
Filmhomepage mit vielen weiteren Informationen.
Attac Leipzig und das globalisierungskritische Leipziger Filmfestival zeigen in Kooperation mit dem UT Connewitz die Premiere des neuen Films von Leslie Franke und Herdolor Lorenz. Der Film wird neben Leipzig in über 200 weiteren europäischen Städten zur selben Zeit Premiere feiern.
Beautiful Trouble – Handbuch für eine unwiderstehliche Revolution.
Andrew Boyd erzählt und diskutiert mit euch über kreative Aktionen und stellt das neue Buch der Aktivisten vor.
Wählen ist out, Demonstrieren irgendwie auch. Übrig bleibt »Slacktivism«, der Protest per Mausklick und Online-Petition. Gähn! Ein Blick in dieses von den Yes Men und anderen Spitzenkräften der Kommunikationsguerilla mit Inspiration und Anleitung befüllte Standardwerk macht klar, dass es auch anders geht: spektakulärer, wirkungsvoller, vergnügter. Ihr Buch zeigt, wie sich dazu Taktiken, Theorien und – besonders aufschlussreich – eine Reihe von Grundprinzipien kombinieren lassen. Beautiful Trouble funktioniert wie eine asiatische Kampftechnik: Es wandelt Ärger über Unrecht und Unsinn um in feurige Energie und kühle Strategie … für wirksame, aber gewaltlose Aktionen gegen das, was uns nicht passt.
Io sto con la sposa (An der Seite der Braut)
Dokumentarfilm, Regie: Antonio Augugliaro, Gabriele Del Grande, Khaled Soliman Al Nassiry, Italien 2014, 89 min., italienisch/arabisch/englisch m. deutschem UT
Schutzsuchende aus Syrien, die in den Erstaufnahmestaaten unter Not und Perspektivlosigkeit leiden, sehen sich mehr und mehr gezwungen, die gefährliche Flucht über das Mittelmeer nach Europa zu riskieren. Doch überleben sie die Überfahrt nach Italien, bleiben sie dort sich selbst überlassen, viele landen obdachlos auf der Straße. In andere EU-Staaten weiterziehen dürfen sie nicht, selbst wenn sie dort Verwandte oder Freundinnen und Freunde haben. Antonio Augugliaro, Gabriele del Grande und Khaled Soliman al Nassiry haben Betroffene in Italien kennengelernt – und sich entschieden, ihnen weiterzuhelfen.
Auf emotional berührende, humorvolle aber auf keinen Fall verharmlosende Weise wird der Kern der so genannten Dublin-Verordnungen aufgegriffen und sehr anschaulich verdeutlicht, wie Geflüchteten und Asylsuchenden eine selbstbestimmte Wahl ihres Aufenthaltsortes verwehrt wird. „Wir wollen unsere Freunde nicht als Opfer zeigen, sondern als handelnde Personen, die versuchen, an ihrer Situation etwas zu ändern“, so Co-Regisseur Gabriele del Grande.
Der Film wurde unter anderem 2014 mit einem Spezialpreis auf den Internationalen Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet.
Filmhomepage mit weiteren Informationen.
Im Anschluß Diskussion mit den Filmemacher/innen.
Dieser Kinoabend findet in Kooperation mit dem Referat für Migration und Integration der Stadt Leipzig statt.
Über den Juni wird außerdem die Ausstellung “Asyl ist Menschenrecht” im Foyer des Neuen Rathauses zu sehen sein.
Lasst uns nicht wie SklavInnen leben
Dokumentarfilm, Griechenland 2013 / 90 min / Yannis Youlountas / original mit dt. UT. Anschließend Gespräch u.a. mit Aktivistinnen und Aktivisten aus Griechenland (Syriza) und Spanien (Podemos).
Aus den griechischen Katakomben Europas steigt ein Raunen auf und schwillt an, bis es den ganzen verwüsteten Kontinent erfasst: “Lass uns nicht wie SklavInnen leben” (Griechisch: “Na min zisoume san douli”). Auf Häuserwänden der Städte und Felsen im Land, auf leeren oder zerstörten Plakatwänden, in alternativen Zeitungen und über Rebellensender, auf besetzten Grundstücken und in Selbsthilfezentren, die immer zahlreicher werden, verbreitet der griechische Widerstand diesen Slogan, Tag für Tag. – er lädt uns ein, in den Chor der unterschiedlichen Melodien dieses Films einzustimmen. Eine frische Brise, Spannung und Utopien, die wahr werden – steigen aus dem Ägäischen Meer…
Es ist der Ruf einer Bewegung, die sich gegen Autorität und wirtschaftliche Unterdrückung erhebt und dabei leidenschaftlich mit der Utopie eines solidarischen, nicht-kapitalistischen Gesellschaftsentwurfes tanzt ohne vor Grenzen halt zu machen – auch nicht denen zwischen Utopie und Realität.
Aktuelles nach dem Referendum in Griechenland
139 – Die letzten Raubtiere
Kamerun 2014 / 90 min / Richard Djif / frz. mit englischem UT. Anschließend Gespräch mit dem Filmemacher und Aktivisten Richard Djif.
Der kamerunische Film «Les derniers prédateurs» handelt in einer fiktiven Geschichte von Korruption, Begünstigung und nicht endender Diktatur. Weil er den Film in Kamerun gezeigt hatte, wurde der Regisseur Richard Djif von kamerunischen Sicherheitskräften verhaftet und gefoltert. Erst auf internationalen Druck hin freigelassen, konnte er schließlich nach Deutschland fliehen. Sein Asylantrag wurde zunächst abgelehnt.
Jenseits der rein wirtschaftlichen Lage sind hier also konkrete Verfolgung und die politische Situation im Kamerun und Fluchtursachen – eine Situation, die in der deutschen Debatte über Geflüchtete aus Sub-Sahara-Afrika häufig zu kurz kommt. Während sich europäische Institutionen gegenüber afrikanischen Staaten Menschenrechtsverletzungen anprangern, werden ebendiese Verstöße im Asylverfahren für unglaubwürdig gehalten.
The Square
Ägypten 2013 / 108 min / Jehane Noujaim, arabisch mit englischem UT. Anschließend Gespräch mit dem Aktivisten Mohammad Okasha.
Der Tahrir-Platz im Herzen Kairos und der Januar 2011 haben die Geschichte Ägyptens für immer verändert. Nach Jahren der Stagnation unter Mubarak löste die Revolution eine Euphorie aus, die wie viele andere auch die ägyptisch-amerikanische Filmemacherin ergriff und zum Tahrir kommen ließ. Fast drei Jahre lang hat sie auf dem Platz mehrere höchst unterschiedliche Revolutionäre begleitet: den Hollywood-erprobten britisch-ägyptischen Schauspieler Khalid Abdalla, den Muslimbruder Magdy Ashour, den jungen Arbeiter Ahmed Hassan aus dem Arme-Leute Bezirk Shobra.
Die Revolution in Ägypten hat sich über die letzten Jahre zu einer anhaltenden Achterbahnfahrt entwickelt. Über die Medien hierzulande erhalten wir nur kleine Einblicke: eine blutige Schlacht, eine Wahl, ein Marsch von einer Millionen Menschen…
Innerhalb der letzten vier Jahre wurden wir Zeugen wie mehrfach Präsidenten abgesetzt und ausgetauscht wurden. „The Square“ ist eine intensive Dokumentation, die die Zuschauer in das intensive emotionale Drama und die persönlichen Geschichten von Menschen hinter den Nachrichten mitnimmt. Es ist die inspirierende Geschichte von jungen Menschen die für ihre Rechte und für eine gerechte Gesellschaft kämpfen.
Beyond Right and Wrong – Stories of Justice and Forgiveness
USA 2012 / 80 min / Roger Spottiswoode und Lekha Singh
Der preisgekrönte Dokumentarfilm „Beyond Right & Wrong“ betrachtet Konfliktregionen auf der ganzen Welt und stellt die Frage, was es heißt zu vergeben und um Vergebung zu bitten. Interviews mit Opfern und Tätern aus Nordirland, Ruanda, Israel und Palästina ermöglichen einen sehr persönlichen Eindruck der Konflikte. Hierbei wird das Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeit und der Frage, was es heißt zu vergeben und um Vergebung zu bitten aufgeworfen.
Unsere bösen Kinder
BRD 1992 / DEFA / 85 min / Karl Heinz Lotz.
Ein Film über fünf Straßenkinder, Kinder, die zu früh geweckt wurden. Der Film beginnt Weihnachten in Berlin 1992.
Claudia, dreizehnjährig, lässt “ihre Mutter kapieren, dass ein Kind machen kann, was es will.” Danny, dreizehnjährig, findet Deutschland beschissen, nachdem er zwei Jahre auf der Straße lebt. Seine Mutter fragt nicht mehr nach ihm. Jonas, dreizehnjährig, ist überzeugt, dass er ein gutes Schicksal haben wird. Er pendelt zwischen Elternhaus und Straße. Am wohlsten fühlt er sich bei Straßenkrawallen. Die dreizehnjährige Daniela will ihr Zuhause nicht verlassen, obwohl sie vom Vater geschlagen wird. Wir treffen sie in einem Frauenhaus. David, dreizehnjährig, lässt mich, seinen Vater, am eigenen Leib spüren, was Straßenkindern widerfährt und was sie ihren Eltern an Schmerzen zufügen.
Glaube, Liebe, Hoffnung
BRD 1993 / 88 min / Andreas Voigt und Sebastian Richter.
Anschließend Filmgespräch mit Andreas Voigt. Achtung: Ortsänderung aufgrund des Wetters: Wir sind heute nicht im Richard-Wagner-Hain sondern im Neuen Schauspiel in der Lützner Straße 29.
Winter ’92/’93 in Leipzig. Die Veränderungen in der Stadt sind frappierend: neue, feine Passagen, Arbeitslose. Und auf den Straßen halbwüchsige, verzweifelte Kinder, für die Gewalt alltäglich geworden ist. Sie sehen den Umbruch mit Skepsis, begreifen die Veränderungen aber auch als Chance. Sind alternative Lebensweisen in der veränderten Gesellschaft möglich? Was bleibt von der DDR?
Motiviert durch den starken Anstieg von Gewalttaten seitens radikaler Jugendlicher 1992 besucht der Filmemacher einen Jugendclub in Leipzig-Connewitz und schlug den Mitgliedern vor, einen Film über sie zu drehen. Der resultierende Film “Glaube, Liebe, Hoffnung” stellt u.a. drei junge Männer vor: die rechtsradikalen Skinheads Dirk und André und den linksradikalen Redskin »Papa«. Die Gespräche mit den Jugendlichen werden ergänzt durch Szenen mit dem westdeutschen Investor Dr. Schneider, der über die Ausweitung seiner Geschäftsinteressen redet. Der Film dokumentiert beispielsweise die Eröffnung eines luxuriösen Einkaufszentrums in Leipzigs historischer Innenstadt durch Schneider und den herablassend jovialen Rat über Erfolg in der freien Marktwirtschaft, den der Geschäftsmann seinem ostdeutschen Fahrer gibt. Nach der Fertigstellung des Films verklagte Schneider den Regisseur und erreichte eine einstweilige Verfügung sowie die vorläufige Zensur sämtlicher Szenen mit ihm.
Große weite Welt
BRD 1997 / 90 min / Andreas Voigt.
Jahre nach dem Ende der DDR hat sich vieles verändert. Lebensgeschichten und Schicksale in Leipzig. Wie ist alles weitergegangen? Wir wollen sehen, was aus Renate – der Journalistin, Dietmar – dem Arbeiter und Sylvia – der Kneiperin, Papa – dem radikalen Redskin und Isabel – der Punkerin geworden ist, wollen ihr heutiges Leben mit dem Filmmaterial von vor fünf Jahren konfrontieren; mit Material aus den beiden Filmen „Letztes Jahr Titanic“, „Glaube, Liebe, Hoffnung“ und vielem, das damals nicht verwendet worden ist und noch in den Büchsen lag.
Gespräche mit den Protagonisten fanden in den früheren Filmen in Fabriken statt, wo sich der Großteil des Lebens abspielte. Viele dieser Betriebe sind inzwischen nicht nur geschlossen, sondern auch abgerissen und einem neuen Stadtbild gewichen. Statt des Stresses der Doppelbelastung durch Arbeit und Familie kämpfen die Figuren nun mit wirtschaftlicher Unsicherheit oder Isolation. Dem nervösen Optimismus des Wendejahres im Streben nach besserer Zukunft steht 1996 eine ernüchternde Realität gegenüber.
Martin Mund beschrieb die unaufdringlichen Bilder von Andreas Voigt und Kameramann Sebastian Richter folgendermaßen: »Voigt dokumentiert eine allgegenwärtige Müdigkeit und Erschöpfung, eine zunehmende Vereinzelung, eine Flucht ins Private, eine fast völlige Entpolitisierung der Ideale.«
Das russische Wunder
DDR 1964 / DEFA / 116 min / Annelie und Andrew Thorndike.
Anfang der 60er Jahre wurden Buch und Film „Das Russische Wunder“ von Annelie und Andrew Thorndike ein internationaler Erfolg. Das literarisch-optische Epos der beiden DDR-Dokumentaristen schildert den schweren, opferreichen und zugleich grandiosen Weg der Sowjetunion, die wie Phönix aus der Asche den Trümmern des alten Russlands entstiegen war.
Fünf Jahre haben die Filmemacher an diesem Dokumentarfilm-Epos gearbeitet. Wir zeigen Teil 1 des zweiteiligen Werkes, welcher die Geschichte der russischen Revolution erzählt. Die Filmmusik schrieb Paul Dessau. Der Dokumentarfilm wurde in 16 Sprachen übersetzt und hat u.a. 1963 den Internationalen Friedenspreis des Weltfriedensrates erhalten.
La buena vida – Das gute Leben
BRD, Schweiz, Kolumbien, Niederlande 2015 / 94 min / Jens Schanze, original mit dt. UT. Anschließend Diskussion mit Susanne Breuer, Referentin bei Misereor für Energie und Lateinamerika.
Der Dokumentarfilm „La buena vida – Das gute Leben“ (2015) erzählt die Geschichte der nordkolumbianischen Dorfgemeinschaft Tamaquito, welche durch Steinkohleabbau vertrieben werden sollen. In den Wäldern im Norden Kolumbiens lebt Jairo Fuentes, der junge Anführer der Wayúu-Gemeinschaft Tamaquito, ein naturverbundenes Leben. Bislang war der Wald die Quelle für alles, was die Menschen dort zum Leben gebraucht haben.
Doch die 700 Quadratkilometer große Kohlemine des Konzerns El-Cerrejón wird ausgeweitet und droht, den Lebensraum der Wayúu-Gemeinschaft zu vernichten. Die geförderte Kohle ist für Europa bestimmt, um damit in den dortigen Kohlekraftwerken Strom zu erzeugen. Fuentes und seinen Leuten bleibt nichts anderes übrig, als mit den Minenbetreibern zu verhandeln, doch der Kampf um ihre Heimat ist aussichtslos. Die Dorfbewohner müssen das naturbestimmtes Leben im Wald aufgeben und in Zukunft lernen, wie sie mit Geld umgehen – der Kohlekonzern bietet Schulungen in Sachen Marktwirtschaft an.
Can’t be silent
BRD 2013 / 85 min / Julia Oelkers, original mit dt. UT.
Anschließend Diskussion mit Sonja Brogiato vom Leipziger Flüchtlingsrat, sowie Jasmin Daka und Torsten Schleip vom Bündnis “Leipzig gegen Krieg”.
Sie sind angekommen und doch noch immer auf der Flucht. Sie sind Sänger, Musiker, Rapper und doch Ausgeschlossene und Abgeschobene. Mit ihrer Musik bringen sie Tausende von Menschen zusammen und sind doch selbst nicht berechtigt, den nächstliegenden Bezirk zu betreten. Nuri (Dagestan), Jacques (Elfenbeinküste), Hosain (Afghanistan), Sam (Gambia) und Revelino Elfenbeinküste) haben ihr Land verlassen auf der Suche nach einer neuen Heimat, die vielleicht Deutschland ist. Isoliert in Heimen und zum Stillstand verurteilt, leben sie einen schockierenden Flüchtlingsalltag.
Doch da ist Heinz Ratz. Er hat 80 Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland besucht und dort Musiker von Weltklasseformat gefunden. Seine Combo „Strom & Wasser“ wurde kurzerhand durch ein „feat. The Refugees“ erweitert und begeisterte auf einer großen Deutschland-Tournee ein riesiges Publikum. Das Filmteam begleitet Heinz Ratz und die Refugees bei dem Versuch, sich von ihren verordneten Plätzen zu lösen – durch die so simple wie machtvolle Geste, die eigene Stimme zu erheben.
Für einige Protagonisten bedeutet die Konzerttour eine Gratwanderung zwischen zwei Extremen. Abends stehen sie auf der Bühne im Rampenlicht, am nächsten Morgen kehren sie zurück in die Isolation des Flüchtlingsalltags. Sie leben mit vielen Menschen auf engem Raum, haben keine Möglichkeit zu üben oder ihr Instrument zu spielen, sind von Abschiebung bedroht und haben traumatische Erfahrungen auf der Flucht gemacht. Ihr Aufenthaltsstatus ist unsicher, die Zukunft mehr als ungewiss. Ihre Unterkünfte liegen oft abgelegen am Rande der Städte und sie dürfen sich nicht ohne Erlaubnis frei innerhalb Deutschlands bewegen. Die Band bietet ihnen die Chance, diese Isolation zu durchbrechen.
Buy Buy St. Pauli – Über die Kämpfe um die Esso-Häuser
BRD 2014 / 86 min / Irene Bude, Olaf Sobczak und Steffen Jörg.
Anschließend Diskussion mit Irene Bude, Filmemacherin und Stadtteilaktivistin.
„Einfach dokumentieren, was hier tagtäglich passiert und denen, die hier wohnen, eine Stimme geben.” Mit diesem Ziel trat das Filmteam – bestehend aus Irene Bude, Olaf Sobczak und Steffen Jörg – im Jahr 2009 an, um in seinem ersten Film „Empire St. Pauli – Von Perlenketten und Platzverweisen“ den Wandel des berühmten Rotlichtviertels zu dokumentieren.
Den stadtpolitischen Auseinandersetzungen und Debatten ist das Team seitdem dicht auf den Fersen geblieben: In ihrer Langzeitdokumentation „Buy buy St. Pauli“ begleiten sie den Kampf um die Esso-Häuser. Sie haben zahlreiche Demonstrationen gefilmt, waren bei subversiven Aktionen dabei, haben Stadtteilversammlungen dokumentiert und Einblicke in liebevoll eingerichtete Wohnzimmer eingefangen – bis zum Packen der Umzugskartons. Dabei will der Film wichtige Fragen stellen: War der Abriss wirklich unvermeidbar? Soll Kaputtbesitzen mit maßgeschneiderten Bebauungsplänen belohnt werden? Nach dem Abriss kämpft die „Initiative Esso-Häuser“ weiter gegen die Gentrifizierung und für eine genossenschaftliche, soziale Neubebauung sowie einen demokratischen Planungsprozess…
Wer rettet wen?
BRD 2014 / 90 min / Leslie Franke und Herdolor Lorenz.
Anschließend Gespräch mit Leslie Franke.
Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit: Seit Jahren werden Banken und Länder gerettet. Politiker schaffen immer neue Rettungsfonds, während mitten in Europa Menschen wieder für Hungerlöhne arbeiten. Es wird gerettet, nur keine Rettung ist in Sicht. Der Film „Wer Rettet Wen“ zeigt, wer dabei wirklich gerettet wird: Nie ging es um die Rettung der Griechen, nie um die der Spanier oder Portugiesen. Stets geht es nur um das Wohl der Hauptverdiener an diesen Krisen: den dort mit hochriskanten Spekulationen engagierten Banken. Steuerzahlern und sozial Benachteiligten hingegen werden bis heute alle milliardenschweren Risiken zugemutet! Für große Banken ist die Finanzkrise dagegen vor allem ein Geschäftsmodell.
Im Übergang – Protokoll einer Hoffnung
BRD 1991 /DEFA / 82 min / Kurt Tetzlaff.
In Kooperation mit dem Zeitgeschichtlichen Forum. Anschließend Diskussion mit Alexander Schulz (Aktivist und Protagonist im Film) und Thomas Kachel (Friedensaktivist, Leipzig gegen Krieg).
Der Film beginnt mit der Silvesterfeier 1989/90, der ersten gemeinsamen Feier von Ost- und Westdeutschen, auf der Glienicker Brücke – jener Brücke zwischen Berlin-Wannsee und Potsdam, auf der in der Zeit des Kalten Krieges Spione ausgetauscht wurden und die zu DDR-Zeiten „Brücke der Einheit“ hieß. Mit der Vereinigungsfeier am 3. Oktober 1990 – auf eben dieser Brücke – endet der Film. Regisseur Kurt Tetzlaff gibt dem Film bewusst einen Untertitel „Protokoll einer Hoffnung“: die Hoffnung derjenigen, die im Herbst 1989 auf die Straße gingen und eine neue Gesellschaftsform einforderten. In der Entwicklung der folgenden Monate, die der Regisseur mitverfolgt, zeigt sich was aus dieser Hoffnung wird. Das knappe Jahr des Übergangs bis zur „deutschen Einheit“ in Potsdam wird in den persönlichen Erfahrungen und Reflexionen eines Jugendlichen geschildert. Neben dem Portrait des jungen Kriegsdienstverweigerers, dessen Haltung viele seiner Generation teilen, ist der Film ein wichtiges Dokument über den Prozess des Anschlusses an die kapitalistische BRD.
Hinweis: Vorab wird anlässlich des internationalen Weltfriedenstages auf dem Nikolaikirchhof um 17 Uhr eine Demonstration des Bündnisses “Leipzig gegen Krieg” starten. Im Zuge der Demonstration, die über den Markt, das Neue Rathaus ins Musikerviertel geht, wird auch der diesjährige Leipziger Friedenspreis verliehen.
Faschismus-AG
Griechenland 2014 / 60 min / Aris Chatzistefanou.
Anschließend Diskussion mit der Journalistin und Aktivistin Susann Witt-Stahl.
In seinem Dokumentarfilm „Faschismus AG“ zeigt Aris Chatzistefanou, wie Industrielle und Bankiers in den 20er und 30er Jahren den Faschismus förderten, um sozialistische Bewegungen und Gewerkschaften zu zerschlagen. An den Rändern Europas würde sich heute, in der Krise, dieses Muster wiederholen: In Griechenland wurden rechtsextreme Parteien wie „Goldene Morgenröte“ und LAOS von Teilen der ökonomischen Eliten und der großen Medienkonzerne als „letztes Mittel“ unterstützt. LAOS wurde sogar von der EU ausdrücklich als Teil der nicht gewählten Regierung von Lukas Papadimos willkommen geheißen. In der Ukraine unterstützten währenddessen EU, USA und IWF eine Regierung unter Beteiligung der neonazistischen Swoboda-Partei, um ökonomische und geopolitische Interessen durchzusetzen – ein gefährliches Spiel, das leicht außer Kontrolle geraten kann.
Mumia Abu-Jamal: Long Distance Revolutionary
USA 2012 / 120 min / Stephen Vittoria.
Anschließend Diskussion mit Michael M. Schiffmann (Initiative Freiheit für Mumia Abu-Jamal)
Mumia: Long Distance Revolutionary erzählt die außergewöhnliche Geschichte des Journalisten und Revolutionärs Mumia Abu-Jamal, der fast 30 Jahre lang in der Isolationshaft der Todestrakte von Pennsylvania, USA, gefangen gehalten und dessen Urteil erst Ende 2011 in lebenslänglich ohne Bewährung umgewandelt wurde. Seit seiner Verurteilung 1982 ohne Beweise für den Mord am Polizeibeamten Daniel Faulkner hat sein Fall Amerika entzweit. Die Rechten des Landes haben sich stets einmütig für die Hinrichtung des “Copkillers” ausgesprochen, für die Linken ist er ein Symbol für Freiheit und Gerechtigkeit.
Long Distance Revolutionary ist ein spannender und bewegender Tribut an einen erstaunlichen Mann, der seit über drei Jahrzehnten für seine und die Freiheit aller anderen kämpft – aus einer sechs Quadratmeter großen Zelle.
Verdrängung hat viele Gesichter
BRD 2014 / 94 min / Filmkollektiv Schwarzer Hahn, Samira Fansa, André Weinreich.
Anschließend Diskussion mit Samira Fansa (Mietrechtsaktivistin und Filmemacherin) und dem Stadtsoziologen Andrej Holm (Forschungsschwerpunkte: Gentrification, Wohnungspolitik im internationalen Vergleich und Europäische Stadtpolitik).
Ein kleiner Kiez zwischen Ost und West. Verwilderte Brachen am ehemaligen Mauerstreifen. Motorsägen und Baukräne. Neubauten, Eigentumswohnungen und steigende Mieten. Versteckte Armut, Alteingesessene, zugezogene Mittelschicht, Architekten, Baugruppen. Auf engstem Raum wird ein Kampf ausgetragen. Von Gesicht zu Gesicht. Direkt. Ohne Blatt vor dem Mund. Ängste artikulieren sich. Auf allen Seiten. Wut verschafft sich Ausdruck. Ein Kampf um Millimeter. Um den Kiez. Um Würde. Und um das eigene Leben.
Der Dokumentarfilm stellt die Fragen, wie wir in einer Stadt zusammen leben wollen und wem die Stadt gehört. Anhand von Interviews und Reportagen wird über einen Zeitraum von 5 Jahren beleuchtet, was für Folgen der rasante Wandel Berlins für seine Bewohnerinnen und Bewohner hat und welche Konflikte dabei aufbrechen können. Hierbei beginnen immer mehr Menschen, sich gegen Wuchermieten aufzulehnen und Ihr Lebensumfeld zu verteidigen.
10 Milliarden
BRD 2015 / 103 min / Valentin Thurn
Anschließend Gespräch und Diskussion mit Aktivistinnen und Aktivisten vom Leipziger Netzwerk Vorsicht Freihandel und Stefan Gransow (Bildungsreferent bei Misereor).
Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Doch wo soll die Nahrung für alle herkommen? Kann man Fleisch künstlich herstellen? Sind Insekten die neue Proteinquelle? Oder baut jeder bald seine eigene Nahrung an?
Regisseur und Aktivist Valentin Thurn sucht weltweit nach Lösungen. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie wir verhindern können, dass die Menschheit durch die hemmungslose Ausbeutung knapper Ressourcen die Grundlage für ihre Ernährung zerstört, erkundet er die wichtigsten Grundlagen der Lebensmittelproduktion. Er spricht mit Machern aus den gegnerischen Lagern der industriellen und der bäuerlichen Landwirtschaft, trifft Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten, besucht Laborgärten und Fleischfabriken. Ohne Anklage, aber mit Gespür für Verantwortung und Handlungsbedarf macht der Film klar, dass es nicht weitergehen kann wie bisher. Aber wir können etwas verändern. Wenn wir es wollen…
Letztes Jahr Titanic
BRD 1991 / DEFA / 97 min / Andreas Voigt und Sebastian Richter. (Aufgrund des Regenwetters im August musste der Film damals im Open-Air-Kino ausfallen und wir zeigen ihn nun an dieser Stelle im Neuen Schauspiel.)
Leipzig. Die Umbruchszeit in der DDR zwischen Dezember 1989 und Dezember 1990. Lebengeschichten und Schicksale, Alltagsgeschichten, Menschen in Leipzig. Wie erleben sie dieses Jahr? Wahlkämpfe und Wahlen, die Einführung der D-Mark, die Freiheit des Reisens, die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit – schließlich die Auflösung ihres Landes, das Ende der DDR und die „Deutsche Einheit“.
Wolfgang, der Eisengießer, war zweimal wegen „versuchter Republikflucht“ im Gefängnis. Er will so schnell wie möglich die Westmark, die Wiedervereinigung und selbst in den Westen gehen. Sylvia macht ihre Kneipe zu. Ihr Mann hat schon Arbeit in Bayern. Nach der Währungsunion geht auch sie.
Renate, eine ehemalige Journalistin, spricht über ihre Kontakte zur Staatssicherheit, über Verantwortung und Schuld, gleich zu Beginn des Jahres 1990, zu einer Zeit als das noch kaum jemand tat. Isabell ist vierzehn, Schülerin und „Grufti“. Am Tag des neuen Geldes kommen ihr die Tränen. Für John, den Red-Skin und Hausbesetzer, sind Faschos keine Menschen und Gewalt gegen sie der einzige Weg. Lebensgeschichten und Schicksale in Leipzig – gedreht über ein Jahr hinweg – im letzten Jahr der Deutschen Demokratischen Republik.
Verboten, Verfolgt, Vergessen – Kalter Krieg in Deutschland
BRD 2015 / 61 min / Daniel Burkholz.
Anschließend Gespräch und Diskussion mit dem Rechtsanwalt, Publizist und Bürgerrechtsaktivisten Rolf Gössner.
Bereits kurz nach Ende des 2. Weltkriegs begann der Kalte Krieg. Vor diesem Hintergrund plante die Bundesregierung unter Kanzler Adenauer schon 1950 den Aufbau einer Armee. Gegen dieses Vorhaben gab es in der Bevölkerung große Proteste. Die Regierung Adenauer reagierte schnell. Innerhalb weniger Wochen wurde ein politisches Strafrecht eingeführt, das seine Wurzeln im Strafrecht der Nazizeit hatte.
Alle Bürgerinnen und Bürger, die gegen die Wiederbewaffnung oder für die Wiedervereinigung waren, galten nun als Staatsfeinde. Über 200.000 Menschen wurden politisch verfolgt – häufig von Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern, die schon in der Nazizeit in Amt und Würden waren – und ca. 10.000 von ihnen zu teils langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Oftmals wurde ihre Existenz zerstört. Auf diese Weise wurde erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik – und lange vor 1968 – eine große außerparlamentarische Bewegung zerschlagen. Eine Weichenstellung, die die politischen Verhältnisse in der BRD bis heute belastet.
Waterberg to Waterberg – In the Footsteps of Samuel Maharero
Namibia 2014 / 61 min / Original mit englischen UT / Andrew Botelle.
Anschließend Gespräch mit Kathleen Rahn (AG Postkolonial).
Namibia 1904. Nach ihrer Niederlage gegen die deutschen Kolonialtruppen und dem Vernichtungsbefehl gegen ihn und sein Volk, wird Samuel Maharero – eben noch einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Namibias – zum Gejagten. Unbarmherzig verfolgt von der deutschen Kolonialarmee entkommt Maharero und eine kleine Gruppe treuer Anhänger über die Kalahari Wüste nach Botswana und von da nach Südafrika. „Waterberg to Waterberg“ begibt sich auf die Spuren dieses antikolonialen Widerstandskämpfers und erzählt dabei die Geschichte der Migration der Hereros durch das südliche Afrika vor über 100 Jahren. Durch Interviews mit Experten und Herero Würdenträgern, wird diese wahre Geschichte mittels eines Oral History Ansatzes rekonstruiert. Maharero und die Seinen verloren zwar die meisten ihrer Besitztümer im Krieg, doch ihre Kultur verteidigten und lebten sie weiter. Das ist ihre Geschichte, und die Geschichte ihres Anführers.
Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft
Frankreich 2014 / 88 min / Sandrine Feydel, Denis Delestrac.
Vorab Vorstellung des Sukuma-Award 2015 und anschließend Gespräch mit Jens Günther (Umweltbundesamt). (Aufgrund des Wetters ist der Film im August im Open-Air-Kino ausgefallen und wir zeigen ihn nun im Neuen Schauspiel.)
Seit einigen Jahren boomt ein neuer Markt, der die Natur ökonomisch nutzbar macht. Der Rückgang der biologischen Vielfalt beispielsweise lässt den Marktwert von lebenden Arten steigen. Doch welche Gefahren drohen Mensch und Natur, wenn Wirtschaft und Banken die lebenden Ressourcen der Erde in Besitz nehmen? Wenn sie Tiere und Pflanzen zu Finanzprodukten machen und die Umwelt in spekulatives Kapital ummünzen?
„Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft“ untersucht in verschiedenen Ländern die besorgniserregende Umwandlung der natürlichen Ressourcen in Handelsgüter, die in monetäre Kreisläufe gelangen. Wie wurde der Umweltschutz zu einem globalen Markt? Warum interessiert sich die Finanzwelt so brennend für diesen neuen Wirtschaftsbereich? Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Akteuren der neuen Märkte und den Verantwortlichen für die jüngste weltweite Finanzkrise? Welchen Einfluss üben Lobbys bei internationalen Institutionen wie den Vereinten Nationen oder der EU aus, um dieses „Naturkapital“ zu mehren? Welchen Gesetzen unterliegen diese neuen Märkte?
In Uganda fallen viele Menschen der Spekulation mit der Natur zum Opfer. In Brasilien werden massenhaft Lügenmärchen über die angebliche Rettung des tropischen Regenwaldes verbreitet. In den Vereinigten Staaten und in Malaysia haben Banken jetzt begonnen, vom Aussterben bedrohte Tierarten zu „schützen“. Anhand konkreter Beispiele konfrontiert der Dokumentarfilm Entscheidungsträger und Politiker mit den Gefahren ihres Handelns für Umwelt und Bevölkerung. Inzwischen wird eine heftige Debatte über den Handel mit unserem Naturerbe geführt. Manche Wirtschaftswissenschaftler sehen in diesen Transaktionen die Vorboten einer neuen Finanzkrise. Aber diesmal steht die Zukunft der Natur auf dem Spiel – und damit die Zukunft von uns allen.
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Stealing Africa – Wieviel Profit ist gerecht?
Schweiz, Sambia, Großbritannien, USA 2012 / 58 min / Christoffer Guldbrandsen. (Der Film ist in französischer, englischer und deutscher Sprache mit englischem Untertitel.)
Im Anschluss an den Film Vortrag und Diskussion mit Gyekye Tanoh, African Trade Network, Third World Network-Africa, Ghana (EPA- u. Handels-Experte).
Sambia ist reich an Bodenschätzen und hat das weltweit drittgrößte Kupfervorkommen. Aber die Menschen in Sambia bekommen von den hohen Erträgen aus ihren in internationalem Besitz befindlichen Kupferminen nichts zu sehen. Sie leben in größter Armut: 60% der Bevölkerung haben weniger als einen Dollar pro Tag und etwa 80% haben keine Arbeit. Wie ist so etwas möglich? Was hat ein kleines verschlafenes Nest in der Schweiz, damit zu tun, dass Sambia noch immer zu einem der 20 ärmsten Länder der Welt gehört?
Der Film “Stealing Africa – Wieviel Profit ist gerecht?” deckt undurchsichtige und inhumane Geschäftspraktiken auf, beleuchtet die Hintergründe und Zusammenhänge, wie der Großkonzern “Glencore” diese wirtschaftliche Macht erringen konnte. Die Dokumentation zeigt aber auch, wie ein Staat erpresst wird und die Bevölkerung von Sambia hungern muss, damit im reichen schweizer Rüschlikorn die Menschen weiterhin in einem Finanzparadies auf ihre Kosten leben können. Der Film zeigt Zusammenhänge deutlich auf und fragt danach wer die moralische Verantwortung für solche Geschäftsgebaren trägt.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der “Stop EPAs!” Tour von Attac Deutschland, Brot für die Welt und dem Forum Umwelt und Entwicklung statt.
Einige weiterführende Materialien / Informationen u.a. hier zusammengestellt: Europa plündert Afrika
Flowers of freedom
BRD 2015 / 96 min / Mirjam Leuze.
Anschließend Gespräch mit Dr. Hartmut Heidenreich (Kampagne “Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt”).
Täglich donnern durch das kirgisische Dorf Barskoon riesige LKWs mit einer gefährlichen Fracht: Zyanid; eine hochgiftige Chemikalie, mit der in der nahe gelegenen Kumtor-Mine Gold abgebaut wird. Als 1998 ein mit Zyanid beladener LKW in den Fluss des Dorfes stürzt, erkranken Hunderte von Dorfbewohnern. Sieben Jahre später beginnen mutige Frauen ihren Kampf für die Rechte der Opfer. Sie gründen eine kleine Umweltorganisation und blockieren die Zufahrt zur Mine. Von den anderen Frauen im Dorf werden die Umweltaktivistinnen für ihren Mut und ihre Unabhängigkeit bewundert: Erkingül, die wegen ihrer politischen Aktivität massiv unter Druck gesetzt wird, Sakisch, die als erste Frau im Dorf ein Auto fährt, und die alleinerziehende Asel, die den Mut hat, sich aus einer Zwangsehe zu befreien.
Vier Jahre lang begleitete die Ethnologin und Kölner Filmemacherin Mirjam Leuze die Aktivistinnen mit ihrer Kamera und wurde dabei Zeugin einer erstaunlichen Entwicklung: Nachdem im Frühjahr 2010 eine Revolution die Regierung in Kirgistan stürzt, werden die bis dahin unter Polizeibeobachtung stehenden Frauen zu Mitgestalterinnen eines demokratischen Aufbruchs. So schafft Erkingül nach den Wahlen den Sprung ins Parlament und führt ihren zähen Kampf gegen die Goldmine als Politikerin weiter.
Mit Humor und großer Nähe zeigt der Film Leben und Überleben in einem kirgisischen Dorf, und den globalen Kampf um Rohstoffe aus der Perspektive mutiger Frauen in Zentralasien.
Ein Film über Frauen und Freundschaft, Zivilcourage und Zyanid.
Themenabend: Medikamenten-Nothilfe für Griechenland und Film “Wer rettet wen?”
Vortrag und Diskussion mit Prof. Anthanassios Giannis (Uni Leipzig) und der Medikamenten-Soli-Kampagne. Thema: “Humanitäre Katastrophe und aktuelle Medizinische Probleme in der Ägäis: Fakten, Hintergründe, Perspektiven”. Im Anschluss zeigen wir noch einmal den Film “Wer rettet wen?” (BRD 2014 / 90 min / Leslie Franke und Herdolor Lorenz).
<class=”globale_filminfocontainer_txt”>Stell Dir vor, Du bist ein griechisches Kind in Athen, wurdest von einem Auto angefahren und benötigst dringend medizinische Hilfe. Deine Mutter ist wie drei Millionen andere Griechen nicht mehr im Besitz einer Krankenversicherung. Sie kann sich die Policen nicht mehr leisten. Jetzt einen Krankenwagen zu rufen ist zudem ein Glücksspiel, denn ein Großteil der Infrastruktur wurde aus Kostengründen stillgelegt. Aber auch wenn es die Mutter mit ihrem Kind in ein Klinikum schaffen würde, selbst das wie am Spieß schreiende Kind müsste Wartezeiten von bis zu zwölf Stunden in Kauf nehmen, würde dann aber nur behandelt, wenn die Mutter das Geld für die Not-Operation vorab bar bezahlt. In dieser Situation sterben jeden Tag Menschen in Griechenland, während die Troika mit der aktuellen Regierung um weitere Milliarden feilscht, die erst fließen sollen, wenn dem Volk weitere Sparmaßnahmen zugemutet werden. Aber selbst wenn Alexis Tsipras die Troika-Erpressung durch das Parlament bringt, der Bürger hätte nichts von den aktuell angedeuteten rund 80 Milliarden. Das Geld würde nur fließen, damit die Zinsen für die Schulden beglichen werden können. Kein einziger Euro würde in die Infrastruktur oder das Gesundheitswesen investiert werden. Diese Politik kann nur als barbarisch bezeichnet werden, denn sie fordert Opfer. Menschenopfer.
Die neu gegründete Leipziger Initiative möchte die entstandenen Solidaritätskliniken in denen Menschen ehrenamtlich arbeiten von hier aus unterstützen und sucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
BrückenJahre
Dokumentarfilm, Regie: Peter Benedix, BRD 2014, 98 min.
Im Dokumentarfilm Brückenjahre besucht der Regisseur Peter Benedix wiederholt den Lausitzer Ort Kerkwitz, der auf Braunkohle gebaut ist. Seinen Bewohnerinnen und Bewohnern droht seit 2008 die Abbaggerung durch den Energieriesen Vattenfall. Seit dieser Ankündigung versuchen die Menschen dort einen Alltag in dieser Ungewissheit aufrechtzuerhalten und stehen zwischen dem Verlust Ihrer Heimat und dem Verlust möglicher Arbeitsplätze in der Region. Hierbei wird Braunkohlegegnern sowie Bergleuten Raum gegeben, sich auszudrücken und ihre Argumente darzulegen und auch Politiker beziehen Stellung. Von 2008 bis 2014 begleitet der Film die betroffenen Gemeinden, die einerseits von vermehrtem Wegzug betroffen sind, in denen andererseits aber auch Häuser renoviert werden und ein Dorfladen neu eröffnet wird. Er versucht die Probleme der sogenannten Brückentechnologie auszuloten, welche die Lausitz seit über einem Jahrhundert begleitet.
Filmhomepage mit weiteren Informationen.
Im Anschluss Diskussion mit Aktivistinnen und Aktivisten von “Ende Gelände” in der Lausitz und der Kampagne “Unser Stadtwerk kohlefrei”.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem AK Klima und Energie des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Leipzig statt.